Unsichtbare Verbündete: Wie das Hautmikrobiom den UV-Schutz im Sport stärkt

Basketballplatz mit Zaun

Die Haut ist weit mehr als nur eine schützende Hülle – sie ist ein komplexes Immunorgan, das in ständigem Austausch mit einer vielfältigen Gemeinschaft winziger Mikroorganismen steht: dem Hautmikrobiom. Dieses lebendige Ökosystem unterstützt maßgeblich die Abwehr gegen schädliche Einflüsse und trägt zur Erhaltung der Hautgesundheit bei. Besonders Sportler:innen sind auf einen intakten Hautschutz angewiesen, denn durch die Kombination aus körperlicher Belastung, Schweiß und Umwelteinflüssen gerät die Hautbarriere häufig unter starken Stress. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im Journal of Investigative Dermatology (DOI: 10.1016/j.jid.2025.03.035), konnte zeigen, wie das Mikrobiom aktiv in die Immunregulation eingebunden ist und bietet damit auch für Menschen mit erhöhter Belastung – wie Sportler:innen – wichtige Ansatzpunkte für besseren Hautschutz und Pflege.

Das Hautmikrobiom: vielfältige Einflussfaktoren und immunologische Schlüsselrolle

Die menschliche Haut ist Heimat einer riesigen Vielfalt nützlicher Mikroorganismen – gemeinsam bilden sie das sogenannte Hautmikrobiom. Dieses komplexe Ökosystem wird durch zahlreiche Faktoren geprägt, welche der leitende Wissenschaftler VijayKumar Patra, PhD, näher erläutert:

„Bis heute wurden viele interne und externe Faktoren identifiziert, die die Zusammensetzung des Hautmikrobioms beeinflussen. Dazu gehören verschiedene individuelle Parameter wie Herkunft, Geschlecht, Alter, Hormonspiegel, Ernährung und Hygiene, aber auch Umweltfaktoren sowie die Auswirkungen von Beruf, Umweltverschmutzung und Klima spielen eine große Rolle. Wir wissen seit Langem, dass UV-Strahlung die Immunantworten gegenüber Umweltantigenen auf der Hautoberfläche moduliert, und erst neuerdings wird deutlich, dass auch das Hautmikrobiom eine Rolle bei der Regulierung dieser Reaktionen spielt. Was uns besonders faszinierte, war die Idee, dass bestimmte Mikroben aktiv an den UV-Effekten beteiligt sein oder gar in diese eingreifen könnten. Die Überlappung zwischen mikrobiellen Stoffwechselwegen und der Immunität des Wirts wurde daher zum Fokus unserer Untersuchung.“

Mikrobielle Helfer: das Hautmikrobiom im Kampf gegen UV-Schäden

Zentrale Erkenntnis der Studie ist die Rolle bestimmter hautansässiger Bakterien, die das Enzym Urocanase produzieren. Dieses Enzym baut cis-Urocaninsäure (cis-UCA) ab – ein Molekül, das nach UVB-Exposition entsteht und stark immunsuppressiv wirkt. Der natürliche UV-Filter trans-UCA, der das Stratum corneum durchdringt, wandelt sich unter UV-Licht in cis-UCA um. Indem die Bakterien cis-UCA reduzieren, mindern sie dessen hemmende Wirkung auf das Immunsystem, sodass die Haut ihre Abwehrkräfte feinjustieren kann.

Diese Entdeckung verschiebt das Bild der Hautbarriere: Sie ist kein statischer Schutz, sondern eine dynamische, mikrobiomgestützte Schnittstelle, die entscheidend für das Immungleichgewicht ist.

Herausforderungen und Pflege der Haut unter sportlicher Hochbelastung

Intensiver Sport bringt vielfältige Belastungen für die Haut mit sich: häufige und teils langandauernde UV-Exposition, starker Schweißfluss, mechanische Reize durch Kleidung sowie wechselhafte Witterungsbedingungen setzen die Hautbarriere massiv unter Druck. Diese Faktoren fördern Mikrorisse, Irritationen und können das empfindliche Gleichgewicht des Hautmikrobioms stören – eine sogenannte Dysbiose –, wodurch die natürlichen Schutz- und Abwehrfunktionen der Haut beeinträchtigt werden. Für Sportler:innen erhöht sich dadurch das Risiko für Umwelteinflüsse, entzündliche Prozesse und Infektionen deutlich.

Besonders relevant ist hier die Rolle des Hautmikrobioms: Es kann beispielsweise die immunsuppressive Wirkung erhöhter UVB-Exposition und der daraus resultierenden cis-UCA-Produktion abschwächen. Gleichzeitig sind die Mikroorganismen jedoch durch Schweiß, Reibung und Umweltbedingungen leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Deshalb sind Pflegeprodukte erforderlich, die über den klassischen UV-Schutz hinausgehen und speziell das Mikrobiom sowie die Hautbarriere stärken. Mikrobiomfreundliche Sonnenschutzmittel und Barrierestabilisatoren könnten gezielt dazu beitragen, die Hautgesundheit zu erhalten und die Belastbarkeit unter sportlichen Bedingungen zu erhöhen. Individuell abgestimmte Pflegestrategien und moderne mikrobielle Ansätze wären daher notwendig, um vielversprechende Perspektiven für Prävention und Therapie im sportlichen Kontext zu erschließen.

Individualisierte Hautpflege: Chancen und offene Fragen

Forscher:innen weisen darauf hin, dass die aktuellen Befunde kein ausgereiftes Therapie- oder Präventionskonzept bieten, sondern stattdessen viele neue Fragen aufwerfen: Wie kann man Hautpflege so gestalten, dass das Mikrobiom gezielt gefördert wird? Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen Inhaltsstoffen von Sonnenschutzmitteln und der bakteriellen Hautflora? Und wie beeinflussen individuelle Faktoren wie Hauttyp oder ausgeübte Sportart die Wirksamkeit solcher Maßnahmen? Durch moderne personalisierte Medizin eröffnen sich spannende Möglichkeiten, die mikrobiellen Stoffwechselprozesse gezielt zu steuern – etwa um maßgeschneiderte Phototherapien oder Pflegekonzepte zu entwickeln, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen abgestimmt sind.

Fazit

Die Haut von Sportler:innen steht aufgrund der Kombination von UV-Strahlenbelastung und mechanischen Stressfaktoren unter besonderem Druck. Neuere Erkenntnisse erweitern das Verständnis der Hautbarriere um die zentrale Rolle des Hautmikrobioms als immunologischen Regler. Zukünftige Hautschutz- und Präventionsstrategien müssen diese mikrobiell vermittelte Regulation berücksichtigen, um die Barriere langfristig zu stabilisieren und Erkrankungen vorzubeugen. Veranstaltungen wie der Kongress „Spektrum Hautgesundheit 2025“ fördern den interdisziplinären Austausch, der nötig ist, um diese innovativen Ansätze in Klinik und Praxis zu etablieren.

Quellen:

Patra, V. et al. "Urocanase-positive skin resident bacteria metabolize cis-urocanic acid and in turn reduce the immunosuppressive properties of UV radiation." Journal of Investigative Dermatology, 2025, https://doi.org/10.1016/j.jid.2025.03.035.

Elsevier: New Study Reveals Our Skin’s Own Bacteria Can Help Protect Us From the Bad Effects of Sunlight. https://www.elsevier.com/about/press-releases/new-study-reveals-our-skins-own-bacteria-can-help-protect-us-from-the-bad (abgerufen am 02.08.2025)

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