Trockene Haut: Ein unterschätztes Problem

Über ein Viertel der Bevölkerung leidet an trockener Haut (Dermatose sicca, DS), doch vor allem bei älteren Patient:innen und Menschen mit chronischen Erkrankungen wird sie oft übersehen. Dabei verursacht DS nicht nur Juckreiz, sondern kann auch Folgeerkrankungen wie atopische Dermatitis oder Psoriasis begünstigen.
Expert:innen diskutierten daher den dringenden Bedarf, diese unbehandelten Patient:innen besser zu versorgen. Im Fokus stand auch der Nutzen von Dexpanthenol-haltigen Pflegeprodukten. Die zugrundeliegende Pathophysiologie zeigt, dass eine gestörte Hautbarriere und verminderte natürliche Feuchthaltefaktoren die Haut anfällig machen.
Ursachen: Umwelt trifft innere Faktoren
Trockene Haut entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel von externen Faktoren wie Klima, Seifen und Beruf sowie internen Einflüssen wie Alter, Erkrankungen und Medikamenteneinnahme. Besonders entscheidend ist der Mangel an Filaggrin, einem Protein, das die Hautbarriere stärkt. Fehlt Filaggrin, steigt der pH-Wert der Haut, wodurch Reizstoffe und Keime leichter eindringen können. Juckreiz und Entzündungen sind die Folge. Für eine wirksame Behandlung muss diese gestörte Barriere gezielt repariert werden.
Berufliche Risiken: Schutzmaßnahmen sind Pflicht
Bei Berufen mit häufigem Kontakt zu Wasser, Chemikalien oder Handschuhen ist DS besonders verbreitet. Rund 20 % der Bevölkerung sind gegen Umweltallergene sensibilisiert, was die Haut zusätzlich belastet. Milde Reinigung und konsequente Pflege mit Emollientien helfen, die Hautbarriere zu erhalten. Arbeitgeber sollten ihre Angestellten mit geeigneten Hautschutzmitteln ausstatten. So lassen sich Arbeitsausfälle durch Hauterkrankungen reduzieren.
Ältere Haut braucht gezielte Pflege
Ab dem 60. Lebensjahr steigt die Prävalenz von DS stark an, insbesondere in Pflegeheimen. Die Ursachen sind vielfältig: reduzierte Zellteilung, geringere Lipidsynthese, UV-Schäden sowie Mangelernährung und Rauchen. Trotzdem wird die Hautpflege im Pflegealltag oft vernachlässigt – Zeitmangel und finanzielle Hürden spielen hier eine wichtige Rolle. Produkte mit Harnstoff (Urea) sind in diesem Fall bewährt, sollten jedoch in niedriger Konzentration (<10 %) eingesetzt werden, um Reizungen zu vermeiden. Die Darreichungsform (Creme, Lotion, Schaum) sollte sich an der Anwendungssituation orientieren.
DS bei chronisch Kranken: Mehr als ein Nebenbefund
Patient:innen mit Typ-2-Diabetes mellitus oder chronischer Nierenerkrankung leiden besonders häufig an DS. Bei Diabetes führen Hautrisse und Neuropathien oft zu Infektionen wie dem diabetischen Fuß. Häufig erfolgt die Behandlung zu spät oder gar nicht. Auch bei Niereninsuffizienz verursacht DS belastenden Juckreiz, der bisher kaum effektiv therapiert wird. Die dermatologische Versorgung sollte in Routinebehandlungen wie der Hämodialyse integriert werden.
Belastende Therapien verschärfen trockene Haut
Krebstherapien, insbesondere Strahlentherapie, schädigen die Haut durch reaktive Sauerstoffspezies. Radiodermatitis ist eine häufige Nebenwirkung ohne einheitliche Präventions- oder Behandlungsempfehlungen. Zudem fördern Medikamente wie Retinoide, Betablocker oder Diuretika trockene Haut. Das Hautbild von Patient:innen unter diesen Therapien erfordert regelmäßige Kontrolle und frühzeitige Pflege. Hier besteht ein großer Forschungs- und Handlungsbedarf.
Emollient-plus: Hautschutz mit Mehrwert
Emollient-plus-Produkte kombinieren pflegende Substanzen mit aktiven Wirkstoffen wie Flavonoiden, Menthol-Derivaten oder bakteriellen Lysaten (z. B. Aquaphilus dolomiae oder Vitreoscilla filiformis). Diese Inhaltsstoffe wirken entzündungshemmend, juckreizlindernd und unterstützen die Hautbarriere. Studien belegen ihre Wirksamkeit bei therapiebedingter DS, etwa bei Neurodermitis oder onkologischer Behandlung. Zudem können sie den Bedarf an Kortikosteroiden reduzieren. Das bietet insbesondere für chronisch belastete Haut eine echte Chance.
Dexpanthenol: Bewährt und vielversprechend
Dexpanthenol stärkt die Hautbarriere, speichert Feuchtigkeit und lindert Juckreiz – und das bei hoher Verträglichkeit. Es wird erfolgreich in Lotionen, Sonnenschutzmitteln und nach Laserbehandlungen eingesetzt. Auch bei diabetischer Hauttrockenheit zeigt Dexpanthenol positive Effekte. Obwohl es nicht offiziell als Emollient-plus-Wirkstoff klassifiziert ist, erfüllt es viele Kriterien dieser Produktklasse. Erste Studien belegen eine vergleichbare Wirksamkeit zu etablierten Emollientien, doch größere Studien fehlen noch.
Praxisrelevanz: Was Ärzt:innen jetzt tun können
Trockene Haut ist mehr als nur ein kosmetisches Problem – besonders bei älteren oder multimorbiden Patient:innen. Nutzen Sie Routinetermine, um Hautgesundheit aktiv anzusprechen und frühzeitig zu behandeln. Setzen Sie auf bewährte, gut verträgliche Pflegeprodukte mit Dexpanthenol als Option. Integrieren Sie Hautpflege in die Behandlung chronischer Erkrankungen und achten Sie auf Hautveränderungen unter Medikation. So lassen sich Komplikationen vermeiden und die Lebensqualität deutlich verbessern.
Quellen:
Augustin et al. (2025): Managing dry skin in patients with comorbidities or with advanced age: unmet needs and roles for products containing potential emollient-plus ingredients. Journal of Dermatological Treatment, DOI: 10.1080/09546634.2024.2326171.

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