Revolution im Hautscreening: Wie die optische Kohärenztomographie die Dermatologie verändert

Haut Biobsy Labor

Die Hautdiagnostik erlebt einen Quantensprung: Dank der optischen Kohärenztomographie (OCT) lassen sich Hautveränderungen heute so präzise und schonend wie nie zuvor beurteilen. Ursprünglich aus der Augenheilkunde stammend, hat sich die OCT – insbesondere die dynamische Variante (D-OCT) – in den letzten Jahren zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der Dermatologie entwickelt. In einer aktuellen Publikation von Dr. Sandra Schuh, Oberärztin am Universitätsklinikum Augsburg (DOI: 10.1007/s00105-021-04905-2), werden die Potenziale und neuesten Entwicklungen dieser Technologie umfassend dargestellt.

Von der Netzhaut zur Haut: Die OCT erobert die Dermatologie

Die OCT war zunächst der Augenheilkunde vorbehalten, wo sie zur Untersuchung der Netzhaut eingesetzt wurde. Mittlerweile hat sie ihren festen Platz in der Dermatologie gefunden. Besonders die dynamische OCT (D-OCT) ermöglicht eine hochauflösende Darstellung von Hautstruktur und Gefäßen in Echtzeit. Damit können Ärzt:innen nicht nur Tumoren wie Basalzellkarzinome, aktinische Keratosen und spinozelluläre Karzinome sicher erkennen, sondern auch entzündliche Hauterkrankungen wie atopische Dermatitis, Psoriasis oder Rosazea detailliert beurteilen. Die Bildgebung erfolgt dreidimensional und liefert wertvolle Informationen für Diagnostik und Therapie. Prof. Dr. Julia Welzel, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Augsburg, betont: „Wir können damit ungefähr bis in die mittlere Dermis hineinschauen. Die Bildgebung erfolgt in Echtzeit.“

Präzision in Lichtgeschwindigkeit: Neue Möglichkeiten für Diagnose und Monitoring

Die dynamische OCT eröffnet neue Dimensionen: Mithilfe intelligenter Analysesoftware lassen sich objektive, reproduzierbare Hautparameter erfassen und Therapieverläufe dokumentieren. So können beispielsweise die Wirkung von Biologika bei chronisch-entzündlichen Dermatosen oder altersbedingte Veränderungen der Haut systematisch überwacht werden. Auch bei gefäßbetonten Erkrankungen wie Rosazea, Naevus flammeus oder chronischen Wunden liefert die D-OCT entscheidende Einblicke.

Typische Gefäßmuster, die in der klinischen Untersuchung oft verborgen bleiben, werden sichtbar und ermöglichen eine präzisere Prognose der Heilungschancen. In der Praxis zeigt sich, dass Patient:innen mit chronischen Wunden von der frühzeitigen Identifikation vaskulärer Muster profitieren, da so gezieltere Therapien eingeleitet werden können.

Innovationen für die Tumordiagnostik: D-OCT und LC-OCT als „virtuelle Biopsie“

Ein weiterer Meilenstein ist der Einsatz der D-OCT bei melanozytären Läsionen. Während die klassische OCT hier an ihre Grenzen stößt, kann die dynamische Gefäßdarstellung der D-OCT typische Muster je nach Tumortiefe abbilden – von punktförmigen bis zu geschlängelten Strukturen. Das eröffnet erstmals die Möglichkeit, die Aggressivität eines Tumors nichtinvasiv einzuschätzen.

Parallel dazu etabliert sich die Line-Field Confocal OCT (LC-OCT) als innovative Weiterentwicklung: Sie kombiniert horizontale und vertikale Schnittbilder der Haut in hoher Auflösung und ermöglicht so eine nahezu histologische Beurteilung – ganz ohne Gewebeentnahme. Studien belegen, dass die LC-OCT in der Lage ist, eine „virtuelle Biopsie“ zu liefern, die in vielen Fällen die klassische Histologie ergänzen oder sogar ersetzen kann.

Fazit: Hautdiagnostik im Wandel – mehr Präzision, weniger Belastung

Die optische Kohärenztomographie steht für eine neue Ära in der Hautdiagnostik. Sie ermöglicht präzise, schnelle und nichtinvasive Diagnosen von Tumoren und Entzündungen – und das oft ohne die Notwendigkeit einer schmerzhaften Biopsie. Die dynamische OCT und ihre Weiterentwicklungen wie die LC-OCT eröffnen neue Perspektiven für die personalisierte Medizin und die patientenzentrierte Versorgung. Die Zukunft der Dermatologie liegt in der Verbindung modernster Bildgebung mit intelligenter Analysesoftware – für mehr Präzision und weniger Belastung der Patient:innen.

Quellen:

Ruini, C. et al. "Neues von der optischen Kohärenztomographie." Die Dermatologie, 2021, https://doi.org/10.1007/s00105-021-04905-2.

Guida, S. et al. "Correlating Optical Coherence Tomography and Other Noninvasive Imaging Features With Atrophic and Hypertrophic Skin Photoaging." International Journal of Dermatology, 2025, https://doi.org/10.1111/ijd.17799.

Cappilli, S. et al. "Line-Field Confocal Optical Coherence Tomography: A New Skin Imaging Technique Reproducing a 'Virtual Biopsy' with Evolving Clinical Applications in Dermatology." Diagnostics, 2024, https://doi.org/10.3390/diagnostics14161821.

Medical Tribune: Dermatologische Einsatzgebiete der optischen Kohärenztomographie. 2021. https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/dermatologische-einsatzgebiete-der-optischen-kohaerenztomographie (abgerufen am 14.07.2025).

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