Omega-3-Fettsäuren als Schutzschild: Wie gezielte Supplementierung das Herz schützt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Die Suche nach wirksamen Präventionsstrategien ist daher von großer Bedeutung. Omega-3-Fettsäuren stehen seit Jahren im Fokus der Forschung, doch die bisherigen Studien lieferten widersprüchliche Ergebnisse. Nun hat ein Team um Philipp Mourikis am Universitätsklinikum Düsseldorf einen bislang unbekannten Schutzmechanismus entdeckt: Die gezielte Gabe von Icosapent-Ethyl (IPE), einer speziellen Form der Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure (EPA), kann die Aktivierung von Blutplättchen (Thrombozyten) hemmen und so das Risiko für gefährliche Blutgerinnsel senken (Science Translational Medicine, 2025; DOI: 10.1126/scitranslmed.ado0610).
Wie Omega-3 die Blutgerinnung beeinflusst
Im Mittelpunkt der neuen Studie stand die Wirkung von EPA auf die Blutplättchen. Die Forschenden konnten zeigen, dass EPA dosisabhängig die Adhäsion, Degranulation und Aggregation der Thrombozyten in vitro reduziert. Das bedeutet, dass die Blutplättchen weniger dazu neigen, sich zu verklumpen und Gerinnsel zu bilden – ein zentraler Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Bei Mäusen, die mit EPA behandelt wurden, konnte die Bildung arterieller Thromben verhindert werden. Die Hemmung der Thrombozyten erfolgte über die Cyclooxygenase-1 (COX-1): EPA interagiert direkt und kompetitiv mit Arachidonsäure auf der Ebene der COX-1, was die Blutgerinnung bremst.
„Durch unsere Studie konnten wir einen wichtigen Beitrag dazu leisten zu verstehen, wodurch ein schützender Effekt durch Omega-3-Fettsäuren erfolgt und welche Zusammenstellung und Dosierung nötig zu sein scheinen, um einen Schutz vor Herzinfarkten und Schlaganfällen zu erreichen“, erklärt Prof. Dr. Amin Polzin die aktuellen Studienergebnisse.
Nachweis am Menschen: Supplementierung macht den Unterschied
Auch beim Menschen zeigte sich der schützende Effekt: Das Blut von Patient:innen, die IPE supplementierten, wies in vitro eine deutlich verringerte Thrombozytenaggregation, -aktivierung und -degranulation auf. Besonders interessant: Die Wirkung war abhängig von der exakten Formulierung und Dosierung. Wechselten Patient:innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen von 2-mal täglich 2 Gramm EPA auf einmal täglich 1 Gramm Docosahexaensäure (DHA; 460 mg EPA und 380 mg DHA), ging die hemmende Wirkung auf die Thrombozyten vollständig verloren. Damit unterstreicht die Studie, dass nicht jede Omega-3-Supplementierung gleich wirksam ist – entscheidend sind die spezifische Zusammensetzung und die Dosierung.
„Durch unsere Studie konnten wir einen wichtigen Beitrag dazu leisten zu verstehen, wodurch ein schützender Effekt durch Omega-3-Fettsäuren erfolgt und welche Zusammenstellung und Dosierung nötig zu sein scheinen, um einen Schutz vor Herzinfarkten und Schlaganfällen zu erreichen“, betont Prof. Dr. Amin Polzin.
Wie bedeutsam diese Erkenntnisse für den klinischen Alltag sind, zeigt auch das folgende Beispiel aus der Praxis: Eine 65-jährige Frau mit koronarer Herzkrankheit ist trotz gesunder Ernährung und Bewegung beunruhigt, als ihre Triglyzeridwerte bei einer Routineuntersuchung weiterhin erhöht sind. Nach einem ausführlichen Gespräch mit ihrer Kardiologin entscheidet sie sich für eine gezielte Supplementierung mit EPA entsprechend aktueller Empfehlungen. Bei den folgenden Kontrolluntersuchungen bleiben ihre Triglyzeridwerte stabil im Zielbereich, und sie bleibt über mehrere Jahre frei von weiteren kardiovaskulären Ereignissen.
Individuelle Dosierung und Sicherheit: Was das BfR rät
Die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren ist weit verbreitet, doch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist darauf hin, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren nicht für jeden geeignet sind. Laut BfR kann die zusätzliche Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren über Nahrungsergänzungsmittel insbesondere bei Personen, die bereits blutgerinnungshemmende Medikamente einnehmen, das Risiko für Blutungen erhöhen. Darüber hinaus empfiehlt das BfR, dass die tägliche Aufnahme von Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) aus Nahrungsergänzungsmitteln 1,5 Gramm nicht überschreiten sollte, um potenzielle Nebenwirkungen wie eine verlängerte Blutungszeit zu vermeiden. Für gesunde Erwachsene sei eine ausgewogene Ernährung mit regelmäßigem Fischverzehr in der Regel ausreichend, um den Bedarf an Omega-3-Fettsäuren zu decken. Eine unkritische und hochdosierte Einnahme von Omega-3-Präparaten ohne ärztliche Kontrolle wird nicht empfohlen.
Fazit:
Die neue Studie aus Düsseldorf liefert wichtige Hinweise darauf, dass Omega-3-Fettsäuren in der richtigen Form und Dosierung tatsächlich das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall senken können. Entscheidend ist, gezielt auf EPA und die empfohlene Dosierung zu achten, um von dem schützenden Effekt zu profitieren. Für Patient:innen mit erhöhtem Risiko könnten diese Erkenntnisse einen neuen Ansatz in der Prävention bedeuten.
Quellen:
- Deutsches Ärzteblatt: Wie Omega-3-Fettsäuren vor kardiovaskulären Erkrankungen schützen könnten. 2025. https://www.aerzteblatt.de/news/rubriken/medizin/wie-omega-3-fettsauren-vor-kardiovaskularen-erkrankungen-schutzen-konnten-3f23f7fc-5520-44bc-b068-cf78918d96d5 (abgerufen am 30.06.2025).
- Mourikis, Philipp, et al. "Icosapent ethyl reduces arterial thrombosis by inhibition of cyclooxygenase-1–induced platelet reactivity." Science Translational Medicine, 2025, https://doi.org/10.1126/scitranslmed.ado0610.
- Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf: Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf kardio-vaskuläre Erkrankungen. https://www.medizin.hhu.de/news-detailinformation/einfluss-von-omega-3-fettsaeuren-auf-kardio-vaskulaere-erkrankungen (abgerufen am 30.06.2025).
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Omega-3 fatty acid supplements can increase the risk of atrial fibrillation in heart patients. https://www.bfr.bund.de/cm/349/omega-3-fatty-acid-supplements-can-increase-the-risk-of-atrial-fibrillation-in-heart-patients.pdf (abgerufen am 30.06.2025).

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