Leben am Limit: Hautgesundheit und medizinische Herausforderungen in der Antarktis

Das Überwintern auf der Neumayer-Station III in der Antarktis ist ein Ausnahmezustand: monatelange Dunkelheit, Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt und absolute Abgeschiedenheit prägen das Leben des Forschungsteams. Für den Stationsarzt bedeutet das eine einzigartige Aufgabe. Dr. Peter Frölich, Allgemeinmediziner aus Soest, war 14 Monate lang für die Gesundheit seiner Crew verantwortlich – ohne die Möglichkeit, externe Spezialist:innen hinzuzuziehen. Seine Rolle ging dabei weit über die klassische ärztliche Versorgung hinaus: Er war zugleich psychologischer Beistand, Krisenmanager und improvisierender Allrounder. Die medizinische Ausstattung ist auf das Nötigste beschränkt, was Erfahrung, Kreativität und vorausschauende Prävention besonders wichtig macht.

Extreme Umweltbedingungen – Belastungsprobe für die Haut

Die Antarktis stellt den menschlichen Organismus vor enorme Herausforderungen, insbesondere die Haut ist den Elementen schutzlos ausgeliefert. Schnee reflektiert UV-Strahlen, starker Wind greift die natürliche Schutzschicht an, und die trockene Kälte entzieht der Haut Feuchtigkeit. Selbst bei ansonsten gesunden Menschen treten unter diesen Bedingungen vermehrt Hautprobleme auf: Ekzeme, Reizungen und periorale Dermatitis werden durch die Kombination aus Kälte und Trockenheit begünstigt, wie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen. Die extreme Umgebung verlangsamt zudem die Regeneration der Haut, senkt die Talgproduktion und verändert das Mikrobiom – bereits bestehende oder verborgene Hauterkrankungen können dadurch verstärkt werden.

Individuelle Kältetoleranz – personalisierte Schutzmaßnahmen gefragt

Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf die antarktische Kälte. Faktoren wie Durchblutung, Körperzusammensetzung, genetische Veranlagung oder Fitness beeinflussen, wie widerstandsfähig die Haut gegen Kälteschäden ist. Für Mediziner:innen vor Ort ist es daher essenziell, individuelle Risiken zu erkennen und maßgeschneiderte Schutzstrategien zu entwickeln. Wer ist besonders anfällig für Erfrierungen?

Die Erfahrungen langjähriger Arktisforscher zeigen, wie wiederholte Kälteeinwirkung die Haut langfristig beeinträchtigen kann. Ein Wissenschaftler berichtete, dass er nach mehreren Expeditionen unter anhaltender Trockenheit, Rötungen und schuppigen Hautstellen an Händen und Gesicht litt – Beschwerden, die auch nach Rückkehr zunächst fortbestanden. Erst durch gezielte dermatologische Behandlung mit rückfettenden Pflegeprodukten und konsequentem UV-Schutz konnte er die Hautirritationen nachhaltig lindern. Das Beispiel verdeutlicht, wie stark extreme Umweltbedingungen die Haut beeinflussen und wie wichtig gezielte Prävention und Nachsorge sind.

Fazit

Die extremen Bedingungen in der Antarktis bieten einzigartige Einblicke, wie stark Umweltfaktoren die Haut langfristig beeinflussen können. Die Erfahrungen von der Neumayer-Station zeigen, dass dermatologische Strategien, die unter diesen extremen Bedingungen entwickelt wurden, auch auf alltägliche Situationen wie UV-Belastung oder trockene Luft übertragbar sind. Besonders die Beobachtungen von Dr. Frölich verdeutlichen, wie wichtig individuell angepasste Prävention und konsequente Nachsorge für den Schutz und die Regeneration der Haut sind. Diese wertvollen Erkenntnisse tragen maßgeblich zum interdisziplinären Austausch bei – etwa auf dem Kongress „Spektrum Hautgesundheit 2025: Haut am Limit. Unser Integument im (Klima-)Wandel“.

Quellen:

Scheinkman, Ryan et al. "Arctic & Antarctic dermatology: a narrative review of cutaneous conditions of polar explorers and researchers.", Arch Dermatol Res, 2025, https://doi.org/10.1007/s00403-025-04182-2

Haman, François et al. "Human vulnerability and variability in the cold: Establishing individual risks for cold weather injuries.", Temperature, 2022, https://doi.org/10.1080/23328940.2022.2044740

Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Neumayer-Station III. https://www.awi.de/flotte-stationen/stationen/neumayer-station-iii.html (abgerufen am 07.07.2025).

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