Virale Hautinfektionen: Ein unterschätztes Therapieproblem?

Trotz medizinischer Fortschritte bleiben virale Hautinfektionen eine Herausforderung – nicht zuletzt, weil Viren raffiniert dem Immunsystem entkommen oder jahrelang im Körper persistieren. Besonders Infektionen durch humane Papillomaviren (HPV), Herpes-simplex-Viren (HSV), Varizella-Zoster-Virus (VZV) und Molluscum-contagiosum-Virus (MCV) zeigen oft nur unzureichendes Ansprechen auf etablierte Therapien. Für Patient:innen bedeutet das: Rezidive, kosmetisch belastende Läsionen und psychosoziale Einschränkungen. Die photodynamische Therapie (PDT) rückt hier immer stärker ins Blickfeld. Die Kombination aus Licht, einem Photosensibilisator – zum Beispiel 5-Aminolävulinsäure (5-ALA), Methylaminolävulinsäure (MAL) oder Farbstoffen wie Methylenblau – und Sauerstoff ermöglicht eine gezielte Zerstörung infizierter Zellen. Das Ganze funktioniert nicht-invasiv, mit geringen Nebenwirkungen und guten kosmetischen Ergebnissen.
Mehr als nur Hautkrebs: PDT als antivirale Waffe
Was ursprünglich zur Behandlung aktinischer Keratosen und oberflächlicher Hauttumoren eingesetzt wurde, hat sich auch bei viralen Erkrankungen als wirksam erwiesen. Der Wirkmechanismus ist dabei elegant einfach und hochwirksam: Der Photosensibilisator reichert sich in infizierten Zellen an und wird durch Lichtbestrahlung aktiviert. Es entstehen reaktive Sauerstoffspezies (ROS). Die photodynamische Reaktion verläuft dabei über zwei Hauptwege: Entweder durch direkte Oxidation von Zellstrukturen (Typ I) oder durch Generierung von Singulett-Sauerstoff (Typ II), der gezielt die virale Replikation hemmt und Apoptose auslöst. Gleichzeitig werden proinflammatorische Signalwege gehemmt – ein multipler Angriff auf das Virus.
Immunmodulation inklusive: PDT regt die Abwehr an
PDT wirkt nicht nur zellzerstörend, sondern auch immunstimulierend. Die lokale Entzündung nach der Behandlung aktiviert T-Zellen, dendritische Zellen und führt zur Ausschüttung von Interferonen und anderen Zytokinen. Besonders bei HPV-bedingten Läsionen konnte eine Reduktion regulatorischer T-Zellen (Treg) sowie eine gesteigerte Produktion von IFN-γ beobachtet werden. Spannend: Es mehren sich Hinweise auf systemische Effekte, wie z. B. die Auflösung entfernter Warzen, ohne dass diese direkt behandelt wurden.
Die Substanz macht den Unterschied
Nicht jeder Photosensibilisator ist gleich wirksam – und die Wahl hängt vom Erreger und der Lokalisation ab. Am häufigsten kommen 5-ALA und MAL zum Einsatz. Für schwer penetrierbare Läsionen wie Warzen mit Hyperkeratose werden Penetrationsverstärker (z. B. DMSO, EDTA) oder keratolytische Vorbehandlungen empfohlen. Auch Naturstoffe wie Curcumin oder Hypericin zeigen antivirale Effekte, insbesondere bei Herpes-simplex-Viren. Ihre Kombination mit antiviralen Substanzen oder physikalischen Methoden wie Laser oder Kryotherapie eröffnet neue Optionen – besonders bei therapierefraktären Fällen.
HPV-Warzen: Wenn klassische Therapien versagen
Besonders bei persistierenden oder periungualen HPV-Warzen zeigt PDT beachtliche Erfolge. Studien berichten von Remissionsraten bis zu 100 %, teils deutlich überlegen gegenüber der Kryotherapie. Bei Kindern mit Flachwarzen durch HPV-Typ 3 oder 10 sind Erfolgsraten von über 90 % dokumentiert. Ein praktischer Durchbruch: Die tageslichtbasierte PDT (Daylight-PDT), bei der ALA aufgetragen und die Läsion ohne große Infrastruktur im Freien behandelt wird. Gerade bei jungen Patient:innen wird diese Methode wegen der geringen Schmerzen gut angenommen – ohne Einbußen bei der Wirksamkeit.
Herpes simplex und Zoster: Neue Wege bei alten Bekannten
Herpesviren sind weltweit verbreitet und schwierig zu kontrollieren. Die klassische Therapie mit Aciclovir wirkt nur in der Replikationsphase – bei latenter Infektion ist sie wirkungslos. PDT hingegen wirkt nicht nur in der aktiven Phase, sondern zerstört virale DNA und fördert gleichzeitig die Wundheilung. Besonders bei wiederkehrenden Herpesinfektionen bietet die Kombination von PDT mit antiviralen Medikamenten neue Hoffnung: Schnellere Heilung, weniger Schmerzen, geringere Rückfallraten. Auch bei Gürtelrose wurden erste Erfolge beschrieben – ein Feld mit enormem Potenzial.
Molluscum contagiosum: Schmerzfreie Alternative zur Kürettage?
Molluscum contagiosum betrifft vor allem Kinder, aber auch immungeschwächte Erwachsene. Die Standardbehandlungen – Kürettage, Kryotherapie oder topische Medikamente – sind oft schmerzhaft oder wenig effektiv. PDT mit 5-ALA und LED-Bestrahlung (z. B. 630 nm) bietet hier eine sanfte und dennoch wirksame Alternative. Bereits nach wenigen Sitzungen im Abstand von zwei Wochen zeigten Patient:innen eine deutliche Besserung.
Was sollten Sie mitnehmen?
Photodynamische Therapie ist mehr als nur ein Nischenverfahren – sie ist eine hochwirksame, selektive und sichere Behandlungsoption bei viralen Hautinfektionen. Sie bietet insbesondere bei schwierigen Lokalisationen, rezidivierenden Verläufen und immunologischen Risikopatient:innen eine vielversprechende Alternative oder Ergänzung zur klassischen Therapie. Der klinische Alltag braucht innovative, nebenwirkungsarme Lösungen – und PDT hat das Potenzial, diese Lücke zu schließen. Vielleicht ist es an der Zeit, sie nicht nur als dermatologisches „Add-on“, sondern als echte First-Line-Option zu denken.
Quellen:
Bartosinska et al. (2025): A review of photodynamic therapy for the treatment of viral skin diseases. Antiviral Therapy, DOI: 10.1177/13596535251331728

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