Hausarztpraxis im Fokus: Depression frühzeitig erkennen

Das Bild zeigt eine Person, die auf einem Sofa sitzt und den Kopf nachdenklich oder erschöpft in die Hand stützt. Sie trägt ein pinkfarbenes Flanellhemd und wirkt besorgt oder niedergeschlagen. Die Szene vermittelt den Eindruck von Stress, Erschöpfung ode
© Adobe Stock

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, die jedoch im medizinischen Alltag oft verborgen bleiben. Studien belegen, dass etwa jede oder jeder Zehnte in der Hausarztpraxis eine behandlungsbedürftige depressive Episode aufweist, doch gerade aufgrund vorherrschender körperlicher Beschwerden wird die Ursache oft nicht erkannt. Ein gezielter Blick auf Symptome und leitliniengerechte Ansätze sind entscheidend, um Betroffene optimal zu unterstützen.

Wenn körperliche Beschwerden den Blick verstellen

Viele Patient:innen können ihre psychischen Symptome nicht klar benennen und klagen stattdessen über unspezifische somatische Beschwerden oder allgemeines Unwohlsein. Typische psychische Warnzeichen wie Schlaflosigkeit, Antriebsschwäche oder Nervosität geben oft Anlass, über eine depressive Episode nachzudenken. Konkrete Beispiele aus der Praxis verdeutlichen dies: Der Eindruck, dass Anforderungen von Beruf und Familie überfordern oder das Ausbleiben früherer Freude und Interessen können erste Alarmzeichen sein.

Diagnostische Kriterien der Depression: Haupt- und Begleitsymptome

Die Diagnose einer behandlungsbedürftigen depressiven Episode setzt voraus, dass mindestens zwei Hauptsymptome über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen bestehen. Diese Hauptsymptome umfassen eine gedrückte, depressive Stimmung, den Verlust von Interesse und Freude an Aktivitäten sowie einen Mangel an Antrieb, der mit erhöhter Ermüdbarkeit und einer Einschränkung der allgemeinen Aktivität einhergeht. Zusätzlich zu diesen Hauptsymptomen werden begleitende Symptome betrachtet, die sowohl die Diagnose als auch die Schwere der Episode bestimmen. Dazu zählen unter anderem Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, ein vermindertes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, pessimistische Zukunftserwartungen, Suizidgedanken sowie Schlafstörungen und verminderter Appetit. Je nachdem, wie viele dieser Zusatzsymptome auftreten, wird die depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer eingestuft, was wichtige Hinweise für die anschließende Therapie liefert.

Schnelltest mit zwei Fragen: Der praktische Einstieg

Die Nationale Versorgungsleitlinie empfiehlt zur schnellen Erfassung einer unipolaren Depression den sogenannten Zwei-Fragen-Test. Dieser umfasst die Fragen, ob sich die Patient:in im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig oder hoffnungslos gefühlt habe und ob sie oder er im gleichen Zeitraum deutlich weniger Lust und Freude an normalerweise gern ausgeübten Aktivitäten verspürt habe. Werden beide Fragen mit „Ja“ beantwortet, sollte die Symptomatik näher untersucht und anhand der formalen Diagnosekriterien weiter abgeklärt werden. Ärzte und Ärztinnen werden durch die Leitlinie dabei unterstützt, indem sie konkrete Beispielfragen erhalten, die eine vertiefte Erfassung der Symptome ermöglichen. Nur durch diese umfassende klinische Abklärung kann eine sichere Diagnose nach ICD-10 gestellt werden.

Behandlung nach Patientenwunsch: Pflanzliche Optionen mit wissenschaftlicher Basis

Während die primäre Zielsetzung der Therapie in der Symptomlinderung liegt, spielt die individuelle Präferenz zunehmend eine Rolle. Viele Patient:innen wünschen sich eine Behandlung mit pflanzlichen Mitteln als Alternative zu synthetischen Antidepressiva.

Laif® 900 ist ein solches zugelassenes pflanzliches Arzneimittel und bietet eine Tagesdosis von 900 mg. Diese Einmalgabe zeigt eine Wirksamkeit, die mit 20 mg Citalopram vergleichbar ist, erfüllt aber gleichzeitig höhere Verträglichkeitsansprüche. Es ist verschreibungspflichtig und von den gesetzlichen Krankenkassen erstattungsfähig, speziell für leichter bis mittelschwere depressive Episoden bei Erwachsenen.

Fazit: Auffälligkeiten erkennen, gezielt handeln

Hausärzt:innen spielen eine Schlüsselrolle in der Früherkennung von Depressionen. Die Kombination aus  Wahrnehmen unspezifischer Symptome, Einsatz praxiserprobter Screening-Methoden sowie die Berücksichtigung patientenorientierter Therapieoptionen – einschließlich zugelassener pflanzlicher Mittel – ermöglicht eine individuelle und leitlinienbasierte Versorgung. So kann die Last der Depression für viele Betroffene entscheidend gemildert werden.

Auch interessant:

Antidepressiva oder HRT: Welche Behandlung kommt in Frage?
(https://www.springermedizin.de/antidepressiva-oder-hrt--welche-behandlung-kommt-in-frage-/18789528)

Quellen:

Springer Medizin: Depression: Eine Krankheit mit vielen Fragen. 2021. https://www.springermedizin.de/depression--eine-krankheit-mit-vielen-fragen-/18723200 (abgerufen am 11.10.2025).

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. 2022. Registernummer: nvl-005. Version 3.2. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/nvl-005 (abgerufen am 11.10.2025).

Gastpar, M. et al. (2006): Comparative Efficacy and Safety of a Once-Daily Dosage of Hypericum Extract STW3-VI and Citalopram in Patients with Moderate Depression: A Double-Blind, Randomised, Multicentre, Placebo-Controlled Study. Pharmacopsychiatry. DOI: 10.1055/s-2006-931544

Kresimon, J. et al. (2012): Versorgung von Patienten mit mittelschwerer Depression unter Therapie mit Hypericum-Extrakt STW3-VI im Vergleich zu selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) im Praxisalltag. Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement. DOI: 10.1055/s-0031-1299123

Auch interessant:
Bild zum Artikel„Am Rand des Zusammenbruchs: Warum unser Gesundheitssystem seine Ärzt:innen krank macht“

Ärztinnen und Ärzte arbeiten oft am Limit: Mehr als 50 Wochenstunden, hohe psychische Belastungen und administrative Aufgaben führen bei vielen zu Burnout und Depression. Eine alarmierende Entwicklung mit weitreichenden Folgen.

Bild zum Artikel„Next-Generation-Hirnstrommessung: 100 Jahre EEG – vom Klassiker zum Hightech-Tool“

Seit seiner Erfindung im Jahr 1924 hat das Elektroenzephalogramm (EEG) die Neurowissenschaft revolutioniert. Heute ist es ein Hightech-Instrument, das mit künstlicher Intelligenz (KI), mobiler Überwachung und präziser Signalverarbeitung die Grenzen der Medizin erweitert. 100 Jahre später blicken wir auf die Evolution des EEGs und seine bahnbrechenden Anwendungen in der modernen Therapie.

Bild zum Artikel„Wie kindliche Dermatosen den Schlaf und die Psyche rauben“

Schlaflose Nächte, psychische Belastung und ständiger Juckreiz – chronisch-entzündliche Hauterkrankungen beeinträchtigen weit mehr als nur die Haut. Eine aktuelle Datenauswertung zeigt: Kinder haben ein deutlich erhöhtes Risiko für diese Begleiterkrankungen.

Navigation Schließen Suche E-Mail Telefon Kontakt Pfeil nach unten Pfeil nach oben Pfeil nach links Pfeil nach rechts Standort Download Externer Link Startseite