Akne: Wenn gängige Therapien an ihre Grenzen stoßen

Akne im Gesicht
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Akne vulgaris betrifft bis zu 85 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen und bleibt oft auch im Erwachsenenalter bestehen. Papeln, Pusteln und entzündete Knoten sorgen nicht nur für kosmetische Probleme, sondern beeinträchtigen auch massiv die Lebensqualität der Patient:innen. Klassische Therapien wie Antibiotika oder Isotretinoin haben sich zwar bewährt, bringen aber bekannte Risiken mit sich: von Resistenzen bis hin zu Lebertoxizität und Teratogenität. Der Ruf nach wirksameren, aber vor allem besser verträglichen Behandlungsoptionen wird lauter. Und genau hier rückt eine alternative Methode immer stärker in den Fokus.

ALA-PDT: Die Lichttherapie mit Potenzial

Die 5-Aminolävulinsäure-basierte photodynamische Therapie (ALA-PDT) hat sich als ernstzunehmende Alternative bei mittelschwerer bis schwerer Akne etabliert. Durch die topische Anwendung von ALA, das sich selektiv in den Talgdrüsen anreichert, und anschließende Lichtaktivierung entstehen reaktive Sauerstoffspezies, die gezielt pathologische Zellen zerstören. Studien zeigen: ALA-PDT ist ähnlich effektiv wie Isotretinoin – jedoch ohne dessen massive Nebenwirkungen. Und das Beste daran? Das Sicherheitsprofil überzeugt sowohl in der Anwendung als auch in der Akzeptanz durch Patient:innen. Was bislang jedoch fehlte, war ein klarer Blick hinter die molekularen Kulissen dieser Therapieform.

OLR1 und Wnt/β-Catenin: Alte Bekannte in neuer Rolle?

Ein alter Bekannter aus der Atherosklerose-Forschung spielt plötzlich auch bei Akne eine Rolle: der Membranrezeptor OLR1 (auch LOX-1 genannt). In Talgdrüsen stark exprimiert, scheint er eine Schlüsselrolle bei Zellwachstum, Entzündung und Lipidstoffwechsel zu spielen. Parallel dazu rückt auch der Wnt/β-Catenin-Signalweg in den Fokus, der bereits als Regulator der Hauthomöostase diskutiert wurde. Doch bislang fehlten eindeutige Belege, dass diese Mechanismen auch im Kontext von ALA-PDT therapeutisch relevant sind. Eine neue Studie bringt nun Bewegung in die Diskussion.

Neue Daten: So greift ALA-PDT tatsächlich in den Talgstoffwechsel ein

Ein Forschungsteam untersuchte die Wirkung von ALA-PDT auf Talgdrüsen in einem akneähnlichen Mausmodell sowie in humanen Sebozyten. Dabei zeigte sich: ALA-PDT reduziert nicht nur die Größe entzündlicher Läsionen, sondern bremst auch effektiv die Lipidproduktion. Histologische Analysen belegten eine Verkleinerung der Talgdrüsen und eine signifikante Abnahme intrazellulärer Lipidtröpfchen. Gleichzeitig konnte ein Anstieg reaktiver Sauerstoffspezies nachgewiesen werden – ein Schlüsselmechanismus für die nachfolgende molekulare Kaskade. Damit wird klar: Es passiert mehr als nur eine oberflächliche Zerstörung von Drüsengewebe.

OLR1 als molekularer Schalter: Ein Gamechanger?

Spannend wird es bei der Genexpressionsanalyse: OLR1 war nach ALA-PDT deutlich hochreguliert – sowohl in Patient:innenproben als auch im Tiermodell und in Zelllinien. Gleichzeitig zeigte sich eine Herunterregulierung von SREBP1, FAS und PPARγ – zentrale Regulatoren der Lipidbiosynthese. Die Hemmung des Wnt/β-Catenin-Signalwegs verstärkte diesen Effekt, während seine gezielte Aktivierung den lipidsenkenden Einfluss der ALA-PDT wieder aufhob. Knockdown-Experimente mit OLR1 zeigten: Wird dieser Rezeptor ausgeschaltet, verliert ALA-PDT seine Wirkung auf den Fettstoffwechsel. Der Zusammenhang scheint also eindeutig.

Was heißt das für die Praxis? Therapeutisch angreifbare Signalwege entdecken

Mit OLR1 und dem Wnt/β-Catenin-Signalweg rücken zwei molekulare Mechanismen ins Zentrum, die zukünftig nicht nur als Marker für die Wirksamkeit der ALA-PDT dienen könnten, sondern auch therapeutisch angreifbar wären. Könnte eine Vorbehandlung mit Wnt-Inhibitoren die Wirkung verstärken? Oder ließe sich OLR1 gezielt stimulieren, um eine niedrigere ALA-Dosis zu verwenden? Die Möglichkeiten für individualisierte Therapien sind vielfältig.

Was Ärzt:innen jetzt wissen sollten

Für praktizierende Dermatolog:innen bedeutet das: ALA-PDT ist mehr als nur eine symptomatische Behandlung – sie greift tief in die Pathophysiologie der Akne ein. OLR1 und Wnt/β-Catenin könnten künftig als molekulare Stellschrauben genutzt werden, um die Therapie zu optimieren. Bei Patient:innen, die klassische Aknetherapien nicht vertragen oder ablehnen, stellt ALA-PDT damit eine hochinteressante, evidenzbasierte Option dar.

Quellen:

Yan et al. (2025): Mechanistic insights into 5-aminolevulinic acid photodynamic therapy for acne vulgaris: targeting lipogenesis via the OLR1-Wnt/βcatenin pathway. Molecular Medicine, DOI: 10.1186/s10020-025-01104-w

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