Unsichtbar und unterschätzt: Allergische Rhinitis im Kindes- und Jugendalter

Ein Kind auf einer Wiese putzt sich die Nase.

Allergische Rhinitis zählt zu den chronischen Erkrankungen, die das Leben vieler Kinder und Jugendlicher – und damit auch von Eltern sowie behandelnden Ärzt:innen – maßgeblich beeinflussen. Unterschiedliche Allergene aktivieren das Immunsystem und sorgen für anhaltende Beschwerden. Neben dem individuellen Leidensdruck erhöhen sich zugleich die Anforderungen an die medizinische Versorgung und wissenschaftliche Forschung, wie engagierte Patient:innen, Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen gemeinsam bestätigen.

Epidemiologie: Allergische Rhinitis – eine Volkskrankheit

Mit einer Prävalenz von etwa 11% ist die allergische Rhinitis eine der häufigsten chronischen Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Die Zahlen unterstreichen die Relevanz und die stetig steigenden Anforderungen an eine exakte Diagnosestellung und adäquate Behandlung. Die Erkrankung beginnt oft bereits im Kindesalter und kann sich unbehandelt zu einem belastenden, langwierigen Problem ausweiten.

Entstehung: Wenn Gene auf Umwelt treffen

Die Pathophysiologie der allergischen Rhinitis ist komplex: Genetische Disposition und Umweltfaktoren wirken zusammen. Eine positive Familienanamnese, Passivrauchen in der Umgebung und frühzeitiger Antibiotikaeinsatz zählen als Risikofaktoren. Hingegen können eine hohe mikrobielle Diversität und das Aufwachsen auf dem Land einen gewissen Schutz bieten.

HNO-Arzt Dr. med. Andreas Horn aus Heidelberg erläutert dazu:

„Man kann sowohl als Kind als auch im hohen Alter noch an Allergien erkranken. Besonders anfällig ist man aber, wenn bereits Allergien in der Familie vorliegen. Sind beide Elternteile Allergiker, hat das Kind eine Wahrscheinlichkeit von 80%, an diese Allergie-Karriere anzuknüpfen.“

Im Körper bedingt die Erkrankung eine Störung der Barrierefunktion der Nasenschleimhaut, was wiederum eine Überreaktion des Immunsystems auslöst: Zentral sind hierbei TH2-Zellen und IgE-Antikörper, die an Mastzellen und Basophile binden.

Symptome und Lebensqualität: Kleine Auslöser, große Wirkung

Typische Symptome sind Niesen, Juckreiz, Fließschnupfen und eine kontinuierlich verstopfte Nase. Häufig kommen sekundäre Beschwerden wie Husten, Schlafstörungen und daraus resultierende Konzentrationsprobleme hinzu, die die Lebensqualität erheblich einschränken können. Der ganzheitliche Blick ist gefragt: Für Ärzt:innen ist es entscheidend, die verschiedenen Verlaufsformen der allergischen Rhinitis zu identifizieren, um die Erkrankung von anderen chronischen Nasenbeschwerden abzugrenzen.

Diagnostik: Zielgerichtetes Vorgehen für mehr Klarheit

Die Diagnostik basiert auf einer gründlichen, symptombasierten Anamnese. Wichtig ist, individuelle Auslöser zu erkennen, saisonale Muster oder Wohnumfeldfaktoren zu berücksichtigen und gezielt nach familiären Vorbelastungen zu fragen. Mithilfe spezifischer Tests – wie Hautpricktests oder Labornachweisen von IgE-Antikörpern – können die verantwortlichen Allergene identifiziert werden. Besonders relevant ist die Unterscheidung zwischen Außenallergenen (z. B. Pollen) und Innenallergenen (z. B. Hausstaubmilben).

Therapie und Prävention: Moderne Ansätze für nachhaltige Besserung

Die Behandlung der allergischen Rhinitis verfolgt das Ziel, die belastenden Symptome effektiv zu lindern, die Lebensqualität der Betroffenen spürbar zu verbessern und das Risiko für Folgeerkrankungen wie Asthma zu verringern. Dabei spielt die möglichst konsequente Vermeidung der auslösenden Allergene – die sogenannte Allergenkarenz – eine wichtige Rolle. Insbesondere bei schwer zu kontrollierenden Innen- und Außenallergenen ist sie jedoch häufig nicht ausreichend.

Aus diesem Grund werden ergänzend medikamentöse Maßnahmen eingesetzt: Nasale Steroide und Antihistaminika der zweiten Generation wirken gezielt und lokal entzündungshemmend in der Nasenschleimhaut, während nasale Salzwasserspülungen die gereizte Schleimhaut beruhigen und allergene Partikel sanft ausspülen. Diese Kombination trägt wesentlich dazu bei, akute Beschwerden zu reduzieren und die Schleimhaut zu schützen.

Darüber hinaus gilt die Allergen-Immuntherapie (AIT) als einzige ursächliche Behandlungsmöglichkeit. Sie wird vor allem dann empfohlen, wenn die herkömmliche symptomatische Therapie nicht ausreichend wirksam ist. Die AIT hat das Potenzial, das Fortschreiten der allergischen Rhinitis zu bremsen und das Risiko, an Asthma zu erkranken, deutlich zu reduzieren.

HNO-Arzt Dr. med. Andreas Horn aus Heidelberg weist darauf hin, wie wichtig diese ursächliche Therapie ist:

„Wenn eine Allergie nicht ursächlich behandelt wird, sondern nur mit symptomlindernden Medikamenten, bleibt die Entzündung im Körper bestehen. Das ist eine dauerhafte Belastung für das Immunsystem. Die Folge sind z. B. Kreuzallergien, dann verträgt der Birkenpollenallergiker z.B. keine Äpfel mehr. Oder es treten Neusensibilisierungen auf, also die Entwicklung weiterer Allergien, und auch Asthma – das passiert leider etwa jedem vierten Pollenallergiker.“

Fazit

Allergische Rhinitis bei Kindern und Jugendlichen ist eine ernstzunehmende Erkrankung mit erheblichen Auswirkungen auf Lebensqualität und Gesundheitsverlauf. Eine frühzeitige, gezielte Diagnostik und ursächliche Behandlung, insbesondere durch Allergen-Immuntherapie, sind entscheidend, um Folgeschäden wie Asthma zu verhindern. Deshalb ist es dringend notwendig, Allergien nicht nur symptomatisch zu behandeln, sondern umfassend anzugehen – für eine gesündere Zukunft der jungen Generation.

Quellen:

SpringerMedizin: Allergische Rhinitis bei Kindern und Jugendlichen. 2025. https://www.springermedizin.de/allergische-rhinitis-bei-kindern-und-jugendlichen/50667240 (abgerufen am 05.08.2025)

SpringerMedizin_Monatsschrift Kinderheilkunde: Allergische Rhinitis/Rhinokonjunktivitis im Kindes- und Jugendalter. 2025. https://www.springermedizin.de/allergische-rhinitis/allergenspezifische-immuntherapie/allergische-rhinitis-rhinokonjunktivitis-im-kindes-und-jugendalt/50478200 (abgerufen am 05.08.2025)

AllergieCheck: Es geht immer früher los: Pollen-Alarm. Experteninterview mit HNO-Arzt Dr. med. Andreas Horn, Heidelberg. 2021. https://allergiecheck.de/pages/es-geht-immer-fruher-los-pollen-alarm (abgerufen am 05.08.2025).

Auch interessant:
Bild zum Artikel„Hard Rock für mentale Gesundheit“

Auf dem Wacken Open Air 2025 setzte Papa Roach bei ihrem Auftritt ein starkes Zeichen für mentale Gesundheit.

Bild zum Artikel„Bye Bye Energieräuber, Mensch!“

Ein Klassiker, den wir mit Energieräubern verbinden sind Menschen, die nur von sich sprechen. Menschen, die Dich uneingeschränkt vereinnahmen. Ein Chef der Mehrarbeit ausschließlich auf Dich abwälzt. Eltern, die eine 24 Stunden Betreuung fordern. Nachbarn, die Ihren Grünschnitt in Deine Tonne schmeißen.

Bild zum Artikel„Wenn die Haut überreagiert: Herausforderung „Sensitive Skin““

Empfindliche Haut ist kein Nischenthema – viele Patient:innen leiden unter Brennen, Juckreiz und Spannungsgefühl. Eine Creme mit Panthenol, Präbiotika und probiotischen Lysaten zeigt beeindruckende Soforteffekte: Bereits 15 Minuten nach Anwendung gingen die Symptome zurück. Effektive Pflege, die Barriere und Mikrobiom gezielt stärkt.

Navigation Schließen Suche E-Mail Telefon Kontakt Pfeil nach unten Pfeil nach oben Pfeil nach links Pfeil nach rechts Standort Download Externer Link Startseite