Wenn der Therapieplatz fehlt: Fünf Wege, um akute Depressionen zu überbrücken

ChatGPT:  Das Bild zeigt eine Person mit geschlossenen Augen und entspanntem Gesichtsausdruck, die im Freien steht. Sie trägt eine grüne Mütze und Freizeitkleidung. Die Szene vermittelt Ruhe und Achtsamkeit, als würde die Person bewusst durchatmen oder ei
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In Deutschland liegt die durchschnittliche Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz für Menschen mit akuten Depressionen bei 14,5 Wochen. Diese lange Wartezeit stellt für viele Betroffene eine erhebliche Belastung dar. Doch was können Erkrankte tun, wenn keine zeitnahe therapeutische Versorgung verfügbar ist?

1. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) als erster Schritt

Die Leitlinie empfiehlt internetbasierte und mobile Interventionen als ergänzende Maßnahmen bei leichten depressiven Episoden. Digitale Gesundheitsanwendungen bieten niedrigschwellige Zugänge zur Psychoedukation und Selbstmanagement und sind vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft und verordnungsfähig. Die Verordnung erfolgt über das Muster 16 Rezept und ist extrabudgetär abrechenbar. Bereits über 100.000 Versicherte bei der Techniker Krankenkasse lösten zwischen 2020 und 2023 ihre Zugangscodes ein, wobei die Nutzer:innen im Durchschnitt 45 Jahre alt sind .

2. Bewegung, Licht und andere unterstützende Therapieoptionen

Während auf den Therapieplatz gewartet wird, können weitere Therapiemethoden das Wohlbefinden stabilisieren. Die Leitlinie verweist auf unterstützende Maßnahmen wie Bewegungstherapie, Ergotherapie, Wachtherapie/Schlafentzugstherapie, Ernährungsinterventionen bei Mangel sowie saisonale Lichttherapie. Diese Angebote dienen als ergänzende Begleitung und erfordern meist, dass Patient:innen selbstständig und motiviert handeln.

3. Phytopharmaka – Johanniskraut als medikamentöse Brücke

Patient:innen, die medikamentöse Unterstützung wünschen, können gemäß Leitlinie bei leichten und mittelschweren Depressionen mit Johanniskraut behandelt werden . Dieses Phytopharmakon ist als Arzneimittel zugelassen und wird von Betroffenen wegen seiner natürlichen Herkunft oft besser akzeptiert als synthetische Antidepressiva. Hochdosierte Präparate wie Laif®900 sind verschreibungspflichtig, erstattungsfähig und in ihrer Wirksamkeit mit synthetischen Antidepressiva vergleichbar – bei besserer Verträglichkeit.

4. Unterstützung durch die Deutsche Depressionshilfe und Beratungsangebote

Fehlende Therapieplätze sollten nicht zur Isolation führen. Die Deutsche Depressionshilfe bietet Unterstützung durch Selbstmanagement-Programme wie das iFightDepression Tool, Beratung durch den Sozialpädiatrischen Dienst sowie ein bundesweites Info-Telefon unter 0800/3344533 an. Diese Angebote helfen in akuten Phasen und bieten psychosoziale Begleitung.

5. Selbsthilfegruppen und Online-Communities

Wohnortnahe Selbsthilfegruppen sowie Online-Foren stellen weitere wichtige Ressourcen dar. Der Austausch mit Gleichbetroffenen fördert Motivation und soziale Teilhabe. Angehörige können Betroffene bei der Suche nach solchen Angeboten aktiv unterstützen und auf vorhandene Netzwerke verweisen.

Fazit: Aktiv bleiben trotz Wartezeit

Die Zeiten zwischen der Diagnose und dem Therapiebeginn sind für Betroffene mit Depressionen besonders herausfordernd. Doch es gibt heute vielfältige Möglichkeiten, diese Periode konstruktiv zu nutzen: von bewährten digitalen Anwendungen über Bewegung und unterstützende Therapien bis hin zu medikamentösen Optionen wie Johanniskraut und psychosozialer Beratung. Wichtig ist stets eine ärztliche Begleitung, um Sicherheit und Kontinuität der Versorgung zu gewährleisten.

Quellen:

DAK: DAK-Psychoreport 2024. https://www.dak.de/dak/unternehmen/reporte-forschung/psychreport-2024_57364 (abgerufen am 27.09.2025).

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. 2022. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/nvl-005 (abgerufen am 27.09.2025).

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): DiGA-Verzeichnis. https://diga.bfarm.de/de (abgerufen am 27.09.2025).

Techniker Krankenkasse: DiGA-Report II 2024. https://www.tk.de/presse/themen/digitale-gesundheit/digitaler-fortschritt/diga-report-2-2024-2125138?tkcm=aaus (abgerufen am 25.04.2024).

DeBeNa-Monitor: Depressionsbehandlung in Deutschland 2018; repräsentative Befragung bei Patienten, Allgemeinmedizinern, Neurologen und Psychiatern.

Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention: Wo finde ich Hilfe? https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe/erste-anlaufstellen (abgerufen am 27.09.2025).

Springermedizin: 3 Vorurteile und wie Sie diese aus der Welt schaffen. 2024. https://www.springermedizin.de/5-moeglichkeiten-wenn-der-therapieplatz-auf-sich-warten-laesst/50023426 (abgerufen am 27.09.2025).

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