Depressionen und Wechseljahre: Ein komplexes Zusammenspiel
Die (Peri-)Menopause ist für viele Frauen nicht nur durch typische vasomotorische Beschwerden wie Hitzewallungen und Nachtschweiß geprägt, sondern häufig auch durch psychische Belastungen wie Depressionen. Gerade diese psychische Komponente erschwert den Übergang erheblich und bedarf einer besonderen therapeutischen Aufmerksamkeit.
Hormonersatztherapie: Keine generelle Empfehlung zur Depressionsbehandlung
Aktuelle S3-Leitlinien, darunter die zu „Unipolaren Depressionen“ und „Peri- und Postmenopause“, kommen übereinstimmend zu dem Schluss, dass es keine ausreichende Evidenz für eine Hormonersatztherapie (HRT) zur Behandlung perimenopausaler Depressionen gibt. Die pharmakologische Behandlung sollte sich nach den allgemeinen Behandlungsleitlinien richten. Dabei zeigen Studien keine Hinweise darauf, dass Antidepressiva je nach Menopausestatus unterschiedlich wirksam sind.
Patientinnenwunsch und alternative Therapien
Wichtig bei Patientinnen mit wiederkehrenden Depressionen während der Perimenopause ist, die Wahl des Antidepressivums an den bisherigen Behandlungserfolgen und der Akzeptanz zu orientieren. Neben der Wirksamkeit sind spezifische Nebenwirkungen zu bedenken: Mirtazapin kann zur Gewichtszunahme führen, SSRI/SNRI sind häufiger mit sexueller Dysfunktion verbunden – Beschwerden, die ohnehin in der Perimenopause oft auftreten. Auch mögliche Medikamentenwechselwirkungen spielen eine wachsende Rolle.
Die Behandlungsleitlinien betonen die Bedeutung der Patientinnenpartizipation. Neben der Aufklärung über Neben- und Wechselwirkungen gilt es, Wünsche wie den Verzicht auf Arzneimittel oder den Wunsch nach psychotherapeutischer Betreuung zu respektieren. Für Frauen, die pflanzliche Behandlungen bevorzugen, ist der hochdosierte Johanniskraut-Extrakt Laif®900 eine anerkannte Alternative.
Risikofaktoren für perimenopausale Depressionen
Das Risiko für Depressionen in der Menopause wird durch ein komplexes Zusammenspiel von körperlichen, sozialen und psychischen Umbrüchen gekennzeichnet. Neben hormonellen Veränderungen, insbesondere dem Abfall des Östrogenspiegels, erhöhen frühere depressive Episoden und belastende Lebensereignisse die Anfälligkeit deutlich. Symptome wie Hitzewallungen und Schlafstörungen können Patientinnen stark in ihrer Lebensqualität beeinträchtigen. Zudem kommen Ereignisse, wie das Ausziehen der Kinder, Pflegebedürftigkeit der Eltern oder berufliche Umbrüche, die die psychische Gesundheit auch zusätzlich belasten können. Dr. Susanne Worms, Frauenärztin aus Bielefeld, hebt hervor, dass diese komplexen Belastungen zusammen mit den hormonellen Schwankungen die Entstehung oder Verschärfung depressiver Erkrankungen in dieser Lebensphase begünstigen.
Ein Beispiel aus der Praxis
Frau K., 49 Jahre alt, leidet seit ihren Wechseljahren zunehmend an Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen. War ihre gedrückte Stimmung früher nur auf die zwei Tage vor ihrer Periode begrenzt, so erstreckt sie sich inzwischen über die Hälfte ihres Zyklus und nimmt weiter zu. Besonders nachts zwischen zwei und drei Uhr wacht sie auf, ist innerlich unruhig und findet trotz wiederholter Versuche keinen Schlaf mehr.
Diese Einschlafprobleme führen zu ständiger Erschöpfung, verminderter Leistungsfähigkeit und erhöhter Reizbarkeit am folgenden Tag. Die anhaltenden Schlafstörungen und depressive Symptome verstärken sich gegenseitig und beeinträchtigen erheblich die Alltagsbewältigung. Dieses Fallbeispiel illustriert, wie eng Schlafstörungen und depressive Verstimmungen in den Wechseljahren miteinander verbunden sind und wie wichtig eine frühzeitige und umfassende therapeutische Abklärung ist.
Fazit
Depressionen in den Wechseljahren sind oft ein Zusammenspiel hormoneller Veränderungen und psychosozialer Belastungen. Obwohl eine Hormonersatztherapie nicht generell zur Behandlung empfohlen wird, sind individuelle Therapieentscheidungen wichtig, um Nebenwirkungen und Patientenwünsche zu berücksichtigen. Frühzeitige Diagnostik sowie umfassende Begleitung sind entscheidend, um Frauen in dieser sensiblen Lebensphase bestmöglich zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu erhalten.
Auch interessant:
Alles schläft, einsam wacht - Depressionen & Schlafstörungen (https://www.springermedizin.de/alles-schlaeft-einsam-wacht-depressionen-schlafstoerungen/50689154)
Quellen:
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. 2022. Registernummer: nvl-005. Version 3.2. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/nvl-005 (abgerufen am 30.09.2025).
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): S3-Leitlinie Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen. 2020. Registernummer: 015-062. Version 2.3. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-062 (abgerufen am 30.09.2025).
Springer Medizin: Antidepressiva oder HRT: Welche Behandlung kommt in Frage? 2021. https://www.springermedizin.de/antidepressiva-oder-hrt--welche-behandlung-kommt-in-frage-/18789528 (abgerufen am 30.09.2025).
Heimat Krankenkasse: Wechseljahre Depressionen – Hilfe für die Psyche in der Menopause. 2025. https://www.heimat-krankenkasse.de/ratgeber/gesundheit/wechseljahre-depressionen-hilfe-fuer-die-psyche-in-der-menopause/ (abgerufen am 30.09.2025).
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