Wer erkennt Hautkrebs am zuverlässigsten? Erkenntnisse aus aktuellen Studien

Arzt untersucht pigmentierte Haut

Die frühzeitige und präzise Erkennung von Hautkrebs ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung und eine Verbesserung der Überlebenschancen. Dabei spielen sowohl die fachliche Expertise der Ärzt:innen als auch die eingesetzten diagnostischen Methoden eine zentrale Rolle. Während Dermatolog:innen durch spezielle Techniken wie die Dermatoskopie besonders hohe Erkennungsraten erzielen, zeigt sich bei Allgemeinmediziner:innen noch Verbesserungspotenzial. Ein besseres Verständnis dieser Unterschiede ist wichtig, um Diagnoseverfahren zu optimieren und Patient:innen bestmöglich zu schützen.

Unterschiedliche Genauigkeit bei Hautkrebsdiagnosen

Eine umfassende Metaanalyse (DOI: 10.1001/jamadermatol.2024.4382), die 100 Studien auswertete, bringt Klarheit: Die Zuverlässigkeit der Hautkrebserkennung hängt maßgeblich von der Facharzterfahrung sowie der angewandten Untersuchungsmethode ab. Dabei erzielten Dermatolog:innen mit Hilfe der Dermatoskopie eine Sensitivität von 83,7% und eine Spezifität von 87,4%. Das bedeutet, dass sie Hautkrebs in rund 84% der Fälle richtig als solchen erkennen und zugleich gut zwischen bösartigen und gutartigen Läsionen unterscheiden.

Im Vergleich dazu erreichen Allgemeinmediziner:innen bei dermatoskopischer Untersuchung eine Sensitivität von 81,4% und eine Spezifität von 80,1%. Auch wenn diese Werte grundsätzlich hoch sind, zeigen sie eine geringere diagnostische Sicherheit – vor allem was die Unterscheidung zwischen verschiedenen Hautveränderungen angeht.

Dermatoskopie als entscheidendes Instrument

Ein besonders auffälliges Ergebnis der Analyse ist der signifikante Vorteil der Dermatoskopie bei Dermatolog:innen: So liegt deren Chancenverhältnis bei der korrekten Diagnose von weißem Hautkrebs 2,5-fach höher als bei Allgemeinmediziner:innen. Noch deutlicher fällt der Unterschied beim Melanom aus: Die Wahrscheinlichkeit einer richtigen Erkennung steigt für Dermatolog:innen mit dermatoskopischer Methode um das 5,7-Fache. Wird das Melanom ohne die dermatoskopische Untersuchung diagnostiziert, sinkt die diagnostische Sicherheit erheblich.

Die Dermatoskopie – eine spezielle Auflichtmikroskopie – verbessert die Sicht auf pigmentierte Hautstrukturen und macht Veränderungen sichtbar, die mit bloßem Auge übersehen werden können. Das Zusammenspiel aus klinischer Erfahrung und dieser technischen Methode erzeugt einen großen Mehrwert in der frühzeitigen und exakten Diagnostik.

Bedeutung für die Praxis und Weiterbildung

Diese Erkenntnisse verdeutlichen den dringenden Bedarf, dermatoskopische Kompetenzen nicht nur in der dermatologischen Weiterbildung zu stärken, sondern auch Allgemeinmediziner:innen den Zugang zu entsprechenden Schulungen zu erleichtern. Da viele Patient:innen zuerst Hausärzt:innen als Ansprechpartner:innen im Verdachtsfall aufsuchen, kann eine verbesserte Diagnostik in der Grundversorgung die Früherkennung signifikant erhöhen.

Dabei können sich Expertinnen und Experten an der aktuellen S3-Leitlinie ‚Prävention von Hautkrebs‘ orientieren, die evidenzbasierte Empfehlungen zur Prävention, Früherkennung und Behandlung von Hautkrebs liefert und somit eine wichtige Orientierungshilfe im klinischen Alltag darstellt.

Hautkrebsscreening in Deutschland: Status quo und Ausblick

Seit der Einführung des gesetzlich geregelten Hautkrebsscreenings (gHKS) im Jahr 2008 finden in Deutschland jährlich rund 7,5 Millionen Untersuchungen statt. Dieses Programm hat wichtige Aufklärungs- und Erkennungsarbeit geleistet und bleibt ein unverzichtbarer Baustein in der Hautkrebsprävention.

Dennoch besteht weiterhin Verbesserungsbedarf: Sowohl die Qualität der Untersuchungen als auch die Fortbildung von Ärzt:innen in dermatoskopischen Techniken müssen gefördert werden. Nur so lassen sich Fehl- oder Spätdiagnosen vermeiden und die Zahl der ernsthaften Krankheitsverläufe reduzieren.

Innovative Hautkrebsvorsorge mit dem 360°-Ganzkörperscanner

Um die Diagnostik kontinuierlich voranzubringen und immer präzisere Ergebnisse zu erzielen, müssen im medizinischen Bereich auch innovative Verfahren in Betracht gezogen werden. Prof. Dr. Falk Bechara, ein anerkannter Spezialist im Bereich der Dermatochirurgie, beschreibt die Technologie so:

„Der 360-Grad-Ganzkörperscanner wirkt auf den ersten Blick ein wenig futuristisch, lässt sich aber am besten mit den Körperscannern an Flughäfen vergleichen. Der Patient stellt sich in aufrechter Position in das Gerät, entkleidet, ähnlich wie man es sich vielleicht bei einem Stehsolarium vorstellt. In diesem Moment erfassen über 100 Hochleistungskameras gleichzeitig jeden Quadratmillimeter der Haut. Innerhalb weniger Sekunden entsteht daraus ein präziser, dreidimensionaler Avatar des Patienten, auf dem sämtliche Hautveränderungen detailgetreu dokumentiert werden. Der große Vorteil dieser Technik liegt in der lückenlosen Erfassung und Speicherung aller Hautareale – es wird nichts übersehen. Besonders hilfreich ist, dass jede einzelne Hautveränderung nicht nur festgehalten, sondern auch direkt lokalisiert und digital gespeichert wird. Durch die integrierte künstliche Intelligenz erfolgt zudem bereits eine erste Analyse der erfassten Läsionen. Auffällige Hautstellen werden dem Arzt markiert, der diese anschließend gezielt mit einer speziellen Lupe oder durch eine Video-Dermatoskopie weiter untersuchen kann.“

Fazit: Expertise und Technologie als Schlüssel zur besseren Hautkrebs-Diagnose

Die Detektion von Hautkrebs erfordert hohe Fachkenntnis und den Einsatz geeigneter Diagnostikmethoden wie der Dermatoskopie. Dermatolog:innen mit dermatoskopischer Erfahrung übertreffen Allgemeinmediziner:innen signifikant in der Erkennung von weißem Hautkrebs und Melanomen. Die Kombination aus fundierter Weiterbildung und moderner Technik ist deshalb unverzichtbar, um Patienten bestmöglich zu schützen und Behandlungsoptionen frühzeitig einzuleiten.

Quellen:

SpringerMedizin: Hautkrebs-Screening in Deutschland: Wem nützt es. 2024. https://www.springermedizin.de/springermedizin-de/hautkrebs-screening-in-deutschland-wem-nuetzt-es/50039498 (abgerufen am 07.08.2025).

SpringerMedizin: Wer diagnostiziert Hautkrebs am besten? 2025. https://www.springermedizin.de/wer-diagnostiziert-hautkrebs-am-besten-/50667242 (abgerufen am 07.08.2025).

Chen, J. Y. et al. (2024): Skin Cancer Diagnosis by Lesion, Physician, and Examination Type: A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA Dermatology. DOI: 10.1001/jamadermatol.2024.4382

Leading Medicine Guide: Prof. Dr. Falk Bechara: Hautkrebsvorsorge präzise und schnell mit 360°-Ganzkörperscanner - Experteninterview mit Prof. Bechara. 2025. https://www.leading-medicine-guide.com/de/wissenswertes/experteninterviews/prof-bechara-ueber-hautkrebsvorsorge-mit-360-grad-ganzkoerperscanner (abgerufen am 07.08.2025).

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): S3-Leitlinie Prävention von Hautkrebs. Kurzversion 2.1. 2021. Registernummer: 032/052OL. https://register.awmf.org/assets/guidelines/032-052OLk_S3_Praevention-Hautkrebs_2021-09.pdf (abgerufen am 07.08.2025).

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