Radiofrequenz-Microneedling: Klinische Effekte korrelieren mit applizierter Energie

Durchführung einer Mikronadel-Radiofrequenzbehandlung im Rahmen der ästhetischen Hardware-Kosmetik.
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In der ästhetischen Dermatologie etabliert sich Radiofrequenz-Microneedling (RFMN) zunehmend als effektive Methode zur Hautverjüngung. Im Gegensatz zu CO₂-Lasern, die mit längerer Ausfallzeit und Nebenwirkungen wie Erythem, Ödem oder Krustenbildung einhergehen, punktet RFMN mit einem günstigeren Nebenwirkungsprofil und ist auch bei dunkleren Hauttypen gut einsetzbar. Das Verfahren kombiniert mikroskopisch feine Nadeln mit Radiofrequenzenergie, um gezielt thermische Mikroverletzungen in der Dermis zu erzeugen. Diese führen zu Neokollagenese und einer verbesserten Hautstruktur.

Ex-vivo-Analyse: Klare Energiedosis-Wirkungs-Beziehung

In einer aktuellen Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wurde die Wirkung von RFMN erstmals umfassend histologisch und klinisch analysiert. Zur quantitativen Erfassung der Gewebeveränderungen untersuchte die Studie ex-vivo Proben von Schweinehaut. Diese wurden mit verschiedenen Energieleveln (20–100 mJ pro Nadel) eines isolierten RFMN-Systems behandelt.

Es konnten ellipsoide Koagulationszonen innerhalb der Dermis identifiziert werden, deren Volumen mit steigender Energie signifikant zunahm. So stieg das mittlere Koagulationsvolumen von 0,033 mm³ (20 mJ) auf 0,353 mm³ (100 mJ).

Die Korrelation zwischen Energie pro Nadel und Koagulationsvolumen war hoch, was auf einen nahezu linearen Zusammenhang hinweist. Die histologische Untersuchung lieferte damit erstmals eine quantifizierbare Grundlage für die energiebasierte Planung von RFMN-Behandlungen.

Volumetrische Veränderungen im Gesicht klinisch messbar

In der klinischen Studie wurden 30 Patient:innen mit einem mittleren Alter von 56 Jahren mit RFMN im Bereich des unteren Gesichts und des Submentals behandelt. Die Anzahl an Sitzungen betrug ein bis drei, die applizierte Gesamtenergie lag bei 1.518 ± 784 J.

Eine standardisierte 3D-Fotodokumentation und computerassistierte Volumenanalyse erfolgte zu Beginn sowie drei und sechs Monate nach der Behandlung. Bei 24 auswertbaren Fällen zeigte sich eine signifikante Volumenzunahme in Abhängigkeit von der applizierten Gesamtenergie.

Der Effekt war besonders in der submentalen Region sichtbar – ein Areal, das erfahrungsgemäß auf andere Verfahren weniger gut anspricht.

Kombinierte Analyse: Ein neues Planungsmodell für die Praxis

Durch die Kombination von ex-vivo Koagulationsvolumen und klinischen 3D-Volumenmessungen wurde erstmals ein prädiktives Modell erstellt, das eine direkte Beziehung zwischen applizierter Energie und klinischem Effekt beschreibt. Dabei zeigte sich, dass trotz hoher interindividueller Variabilität eine höhere Gesamtenergie tendenziell mit größerem Volumenzuwachs korreliert – bei gleichzeitigem Volumenerhalt über mindestens sechs Monate.

Besonders bemerkenswert: Die Ergebnisse zeigen, dass nicht nur oberflächliche Hautstraffung, sondern auch tiefere Volumeneffekte durch dermale Neokollagenese erzielt werden können. Die Einführung des Koagulationsvolumens als Parameter könnte somit künftig eine präzisere Individualisierung der RFMN-Therapie ermöglichen.

Limitationen und Ausblick

Die Studie weist einige Einschränkungen auf. Die histologischen Daten basieren auf ex-vivo Schweinehaut, was die Übertragbarkeit auf menschliche Haut limitiert. Zudem konnten potenzielle Einflussfaktoren wie UV-Exposition, Ernährung oder individuelle Regenerationskapazität der Patient:innen nicht vollständig kontrolliert werden. Eine Subgruppenanalyse nach Alter oder Hautqualität war aufgrund der Fallzahl nicht möglich.

Trotzdem liefert die Studie wichtige Impulse für die klinische Anwendung: Die klare Korrelation zwischen Energie, Koagulationsvolumen und klinischem Effekt kann künftig bei der Therapiekalkulation helfen, insbesondere im Hinblick auf die Anzahl und Intervalle der Sitzungen.

Quellen:

Nguyen et al. (2025): Histological and clinical dose-response analysis of radiofrequency microneedling treatment for skin rejuvenation. Lasers in Medical Science, DOI: 10.1007/s10103-025-04335-9.

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