Mesotherapie: Trend mit Nebenwirkungen

Aknebehandlung mit Spritze im Gesicht
© Adobe Stock

Die Mesotherapie erlebt aktuell einen regelrechten Boom – insbesondere im Bereich der ästhetischen Gesichtsbehandlungen. Mit feinen Nadeln werden Wirkstoffe direkt in die Dermis injiziert, um Falten zu glätten und der Hautalterung entgegenzuwirken.

Das klingt verlockend, doch der Schein trügt: Immer häufiger wird diese medizinisch anspruchsvolle Behandlung in nicht-medizinischen Settings angeboten mit teils gravierenden Folgen. Besonders problematisch wird es, wenn nicht zugelassene Produkte verwendet oder Hygienestandards missachtet werden. Das Risiko? Schwere Komplikationen wie granulomatöse Entzündungen durch fehlgeleitete Immunreaktionen.

Wenn Schönheit krank macht

Ein konkreter Fall aus England zeigt, was passieren kann, wenn Mesotherapie in die falschen Hände gerät:

Eine 50-jährige Patientin entwickelte rund drei Wochen nach einer Behandlung durch eine Laienkraft in einem Kosmetiksalon schmerzhafte Hautveränderungen. Die Injektionsstellen im Gesicht reagierten mit harten, rötlich-braunen Knoten – insbesondere an Stirn, Glabella, Nasolabialfalten und entlang der Kieferlinie. Kurz darauf kamen Juckreiz und eine Schwellung der Augenlider hinzu. Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahmen lagen nicht vor – der Auslöser war eindeutig die kosmetische Behandlung. Ein typischer Fall, der in jeder dermatologischen Praxis landen könnte.

Granulome unter der Lupe

Schnelles diagnostisches Handeln war gefragt: Eine Biopsie bestätigte den Verdacht auf eine granulomatöse Entzündung. Die histologischen Befunde zeigten eine Infiltration durch Lymphozyten und einzelne Epitheloidzellen – beides typische Zeichen einer immunvermittelten Reaktion sind. Behandelt wurde zunächst breit: Antibiotika (Ciprofloxacin, Clarithromycin), systemische Glukokortikoide, Antihistaminika sowie lokal wirksame Präparate kamen zum Einsatz. Auch das Augenlid wurde gezielt behandelt. Die Reaktion war jedoch verhalten – ein klarer Hinweis darauf, dass granulomatöse Prozesse deutlich hartnäckiger verlaufen als klassische Infektionen.

Therapieanpassung in der Praxis

Zwei Monate später hatte sich das Bild verschärft: Die Knoten waren nun entzündlich gerötet und leicht druckempfindlich. Gleichzeitig trat eine Tonsillitis mit Fieber auf, begleitet von erhöhten ASO-Werten. Die systemische Therapie wurde angepasst (Amoxicillin/Clavulansäure) und größere Läsionen zusätzlich mit intraläsionalem Triamcinolon behandelt. Ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig Flexibilität und klinische Erfahrung in der Therapieanpassung sind. Denn auch unter multimodaler Therapie war der Verlauf schleppend und stellt damit einen klassischen Fall für Geduld und langfristige Betreuung dar.

Ein Jahr später – endlich beschwerdefrei?

Die Langzeitverlaufskontrolle zeigte: Es braucht Zeit. Knapp ein Jahr nach der Erstvorstellung waren die Läsionen größtenteils abgeklungen, Narben und postinflammatorische Veränderungen blieben jedoch zurück. Zur Unterstützung des Heilungsverlaufs kamen drei Platelet-Rich Plasma (PRP)-Behandlungen zum Einsatz, mit zufriedenstellendem ästhetischem Ergebnis. Ein hartnäckiger Knoten konnte außerdem erfolgreich mit einem Plasmagenerator entfernt werden.  

Immunologie im Hintergrund – Makrophagen als Hauptakteure

Die immunhistochemische Aufarbeitung des Gewebes bestätigte, was klinisch bereits vermutet wurde: Es handelte sich um eine makrophagen-dominierte Entzündung. Die Expression von CD68 war deutlich erhöht, während CD3 und CD20 nur in geringem Ausmaß nachweisbar waren. Der entzündliche Prozess verlief chronisch, getrieben von persistierenden Antigenen oder Fremdstoffen im Gewebe. Diese Erkenntnisse helfen bei der Auswahl der Therapie, denn granulomatöse Entzündungen sprechen am besten auf lokale Steroide und, wenn nötig, chirurgische Verfahren an. Besonders bei hyaluronsäurehaltigen Injektaten kann zusätzlich Hyaluronidase eingesetzt werden.

Was Mediziner:innen daraus mitnehmen sollten

Dieser Fall ist mehr als eine Fallbeschreibung – er soll ein Weckruf sein. Ästhetische Injektionen gehören in therapeutische Hände. Wer die Mesotherapie unterschätzt, riskiert langwierige und frustrierende Verläufe, bei denen nur eine strukturierte, multimodale Therapie greift. Für Ärzt:innen bedeutet das: Genau hinschauen, früh biopsieren, konsequent therapieren und Patient:innen unbedingt über Risiken aufklären. „Nur ein kleiner Pieks“ kann sonst schnell zum jahrelangen Problem werden.

Quellen:

Bobowska-Guglas et al. (2025): The Response of Patients' Immune System After Facial Mesotherapy, Journal of Cosmetic Dermatology, DOI: 10.1111/jocd.16792.

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