Chronisches Handekzem: Wie eine App zu mehr Lebensqualität führen kann

Frau kratzt sich am Finger
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Das Handekzem zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen weltweit. Besonders gefährdet sind Menschen in Berufsgruppen, welche intensiven Kontakt zu Reizstoffen oder ständiger Handarbeit haben, wie Friseur:innen oder Maurer:innen. Das Risiko, im Laufe des Lebens zu erkranken, liegt bei 17 %, wobei akute Stadien sich durch Bläschen und Rötungen äußern, während chronische Formen mit Verhornungen und schmerzhaften Einrissen einhergehen. Die Symptome wie Juckreiz und Schmerzen beeinträchtigen nicht nur den Schlaf der Betroffenen, sondern auch ihre Lebensqualität und psychische Gesundheit. Zudem führt das chronische Handekzem zu hohen sozioökonomischen Belastungen.

Die Rolle digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA)

Während es eine Vielzahl an Therapien für Handekzeme gibt, sind digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) für diese Erkrankung bislang weitgehend unerforscht. Doch eine neu entwickelte App, die in einer interdisziplinären Studie zur Verlaufskontrolle und Teledermatologie eingesetzt wurde, könnte das ändern. Erste Ergebnisse aus einer 24-wöchigen Zwischenanalyse zeigen bereits positive Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patient:innen. Eine umfassende Langzeitanalyse über 60 Wochen soll den Gesamtnutzen dieser digitalen Intervention belegen.  

Interventionsstudie mit App

Die Interventionsstudie fand von 2018 bis 2021 an der Universitäts-Hautklinik Mannheim statt und analysierte 90 Patient:innen im Alter von 18 bis 75 Jahren, die an chronischem Hand- oder Fußekzem litten. Die Teilnehmer:innen wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Interventionsgruppe erhielt zusätzlich zu ihrer regulären Behandlung ein zweistündiges Schulungsprogramm und Zugang zu einer speziellen App zur Verlaufskontrolle. Diese App ermöglichte das Hochladen von Bildern zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs und den Austausch mit Dermatolog:innen. Die Kontrollgruppe erhielt lediglich die übliche medizinische Betreuung.

Appnutzung führt zur schnelleren Besserung der Lebensqualität

Insgesamt zeigte sich in beiden Gruppen eine signifikante Verbesserung der Symptome: Schmerzlinderung, Reduktion der Aktivitätseinschränkung und Verbesserung der Lebensqualität. Auffällig war jedoch, dass die Interventionsgruppe ab Woche 36 bessere Werte hinsichtlich der Lebensqualität erzielte. Es wurde zudem ein Trend zur stärkeren Verbesserung in der Interventionsgruppe hinsichtlich der Krankheitsaktivität festgestellt. Doch die Frage bleibt: Welche Faktoren haben diesen Erfolg beeinflusst?

Nutzungshäufigkeit und individuelle Faktoren

Erstaunlicherweise zeigte die Analyse der App-Nutzung, dass Patient:innen, die die App weniger als 20 % der Zeit verwendeten, bessere Ergebnisse in Bezug auf Schmerz, Stimmung und Lebensqualität erzielten. Dies spricht dafür, dass eine zu häufige Auseinandersetzung mit der Erkrankung möglicherweise zu einer Überforderung führt. Eine zurückhaltendere Nutzung könnte den Patient:innen helfen, die Erkrankung besser zu bewältigen, ohne ständig mit ihr konfrontiert zu werden. Ältere Patient:innen, insbesondere Frauen, nutzten die App tendenziell häufiger. Dieser Unterschied könnte mit dem höheren Bedürfnis nach Kontrolle und Selbstüberwachung in dieser Altersgruppe zusammenhängen.

Die Ergebnisse legen nahe, dass nicht nur die Nutzungshäufigkeit, sondern auch individuelle Faktoren wie Alter, Geschlecht und möglicherweise auch die Motivation eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Therapie spielen.  

Digitale Tools als Zukunft der Langzeitbetreuung

Die Studie zeigt eindeutig, dass digitale Gesundheitsanwendungen das Potenzial haben, die Langzeitbetreuung von Patient:innen mit chronischen Hauterkrankungen zu verbessern. Es wird jedoch deutlich, dass die Anwendung solcher Tools mit Bedacht erfolgen sollte. Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass digitale Anwendungen die ärztliche Versorgung ergänzen und die Kontrolle über den Krankheitsverlauf erleichtern können. Besonders vielversprechend sind die digital erfassten Werte, die in enger Übereinstimmung mit den ärztlichen Einschätzungen standen und die Patientenbeobachtungen erheblich unterstützten. Dies könnte langfristig nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern auch den Arbeitsaufwand für die Praxis reduzieren – eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Was können Ärzt:innen aus der Studie mitnehmen?

Für Ärzt:innen ergibt sich aus dieser Studie eine klare Botschaft: Digitale Gesundheitslösungen, wie die getestete App, könnten künftig einen festen Platz in der Behandlung von chronischen Hand- und Fußekzemen haben. Die Studie hebt jedoch auch hervor, wie wichtig eine individuelle Anpassung der digitalen Tools ist. Die Herausforderung wird darin bestehen, die richtige Balance zwischen einer ausreichenden und nicht übermäßigen Nutzung der App zu finden. Jetzt gilt es, diese Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen und die Entwicklung weiterer patientenorientierter, digitaler Lösungen voranzutreiben.

Quellen:

Bruch et al. (2025): Improving Outcomes and Quality of Life for Patients With Hand and Foot Eczema: Randomized Study of a Patient-Centered Monitoring App. Journal of Medical Internet Research, DOI: 10.2196/52159.

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