Chronisches Handekzem: Ein unterschätztes Problem mit großer Belastung

Das chronische Handekzem (CHE) ist eine weitverbreitete dermatologische Erkrankung, die Patient:innen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch stark belastet. Die gestörte Hautbarriere erleichtert das Eindringen von reizenden Stoffen, was die Entstehung und Persistenz der Erkrankung fördert. Klassisch setzen Dermatolog:innen auf hochpotente topische Glukokortikoide kombiniert mit rückfettenden Salben, dazu die Vermeidung von Allergenen und Reizstoffen. Doch Vorsicht: Langzeittherapien mit Steroiden bergen erhebliche Risiken, darunter Hautatrophie und eine Verschlechterung der Barrierefunktion. Hier wird deutlich, warum eine steroidfreie, wirksame Alternative dringend gebraucht wird.
Studie im Fokus: Heilende Salbe versus Standardtherapie
An der renommierten Klinik in Bangkok wurde eine randomisierte, kontrollierte Studie mit Split-Hand-Design durchgeführt. 26 Patient:innen mit mildem bis moderatem CHE erhielten für 28 Tage auf einer Hand eine innovative Heilsalbe (Healing Ointment, HO) mit Petrolatum, Panthenol, Glycerin und Bisabolol und auf der anderen Hand eine Kombination aus Triamcinolon und Harnstoffcreme. Die Behandlung erfolgte zweimal täglich. Erfasst wurden klinische Scores wie der Hand Ekzem Schweregrad-Index (HECSI), Lebensqualitätsindizes (Dermatology Life Quality Index), Juckreiz-Skalen (Visuelle Analogskala, VAS) sowie biophysikalische Parameter wie transepidermaler Wasserverlust und Hydratation der Hornschicht. Ein innovativer Ansatz, der objektive Messungen mit klinischen Outcomes kombiniert.
Beeindruckende Ergebnisse bei klinischer Wirksamkeit – aber kein klarer Gewinner
Sowohl die heilende Salbe als auch die Steroid-Harnstoff-Creme zeigten nach 14 und 28 Tagen eine signifikante Verbesserung der HECSI-Werte, der Lebensqualität und des Juckreizes. Überraschend: Zwischen den beiden Behandlungsformen gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede hinsichtlich der klinischen Verbesserung. Doch bei der Hautbarrierefunktion trumpfte die HO auf: Nach 28 Tagen war der transepidermale Wasserverlust signifikant niedriger, und die Hornschicht-Hydratation stieg nur bei der HO-Seite signifikant an. Diese Daten untermauern die Bedeutung einer guten Hautbarriere für den Therapieerfolg und zeigen, dass eine steroidfreie Option tatsächlich mithalten kann.
Langfristige Effekte und Verträglichkeit: Ein Plus für die heilende Salbe
Nach einem siebentägigen Absetzintervall verbesserte sich die Hautbarriere auf der Seite mit der heilenden Salbe weiterhin signifikant – ein Indiz für nachhaltige Effekte. Beide Behandlungen wurden gut vertragen, Nebenwirkungen waren selten und mild, wie z. B. ein vorübergehendes klebriges Hautgefühl. Keine Patient:innen berichteten über ernsthafte unerwünschte Ereignisse. Gerade in der dermatologischen Praxis, wo Compliance oft durch Nebenwirkungen leidet, ist dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Steroidfreie Alternativen als Ziel der Zukunft
Die langfristige Anwendung von starken Kortikosteroiden ist bekannt für ihre Nebenwirkungen, wie etwa Hautverdünnung und lokale Immunmodulation. Die Kombination aus entzündungshemmenden Wirkstoffen und okklusiven Bestandteilen in der heilenden Salbe liefert hier eine überzeugende Alternative. Panthenol und Glycerin als Feuchthaltefaktoren fördern die Hautregeneration und verbessern die Hydratation, während das okklusive Petrolatum den transepidermalen Wasserverlust eindämmt. Das Ergebnis: Eine gestärkte Hautbarriere und eine Reduktion der Entzündung, ohne die Risiken von Steroiden.
Was bedeutet das für die tägliche Praxis?
Steroidfreie Therapiekonzepte sind tatsächlich umsetzbar, wie die Studie aus Bangkok eindrucksvoll belegt – besonders wertvoll für Patient:innen, die eine langfristige Behandlung benötigen oder Steroide möglichst vermeiden möchten. Die Daten zeigen, dass die Heilungssalbe in ihrer Wirksamkeit den Steroidkombinationen nahekommt und in puncto Hautbarrierefunktion sogar Vorteile bietet. Die nachhaltige Verbesserung nach Behandlungsende spricht für eine mögliche Reduktion der Behandlungsfrequenz und eine geringere Belastung der Haut.
Offene Fragen und zukünftige Perspektiven
Natürlich hat die Studie ihre Grenzen: Die Teilnehmerzahl war überschaubar, und die Beobachtungszeit begrenzt. Ebenso wurden Patient:innen mit schwerem CHE nicht berücksichtigt, und Kombinationsbehandlungen mit systemischen oder phototherapeutischen Verfahren blieben außen vor. Doch gerade hier liegen spannende Ansatzpunkte für zukünftige Studien – etwa zur Kombination der heilenden Salbe mit Standardtherapien oder zur Anwendung bei Patient:innen mit ausgeprägteren Krankheitsbildern. Zudem könnte eine größere Patient:innenzahl helfen, seltene Nebenwirkungen besser zu erfassen und die Daten noch robuster zu machen.
Kontroverse Diskussionen entfachen
In der Fachwelt gibt es kontroverse Meinungen: Einige Expert:innen sehen in Steroiden weiterhin die unangefochtene Standardtherapie, während andere zunehmend die Bedeutung von steroidfreien Produkten betonen. Die vorliegenden Daten bieten Argumente für beide Seiten, fordern aber vor allem zum Umdenken auf. Gerade in Zeiten, in denen Patient:innen zunehmend Wert auf natürliche und nebenwirkungsarme Therapien legen, sollten Ärzt:innen offen für neue Konzepte bleiben und diese fundiert prüfen.
Quellen:
Lueangarun et al. (2025): E¬fficacy of Mild-to-Moderate Chronic Hand Eczema Treatment Using Petrolatum and Panthenol Ointment vs. 0.1% Triamcinolone Acetonide in 10% Urea Cream: A Split-hand, Evaluator-blinded, Randomized, Controlled Trial. The Journal of Clinical and Aesthetic Dermatology, 18(2):38-43. Link

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