Diabetischer Fuß: Wie gezielte Fußpflege schwere Komplikationen verhindert

Eine Frau pflegt die trockene Haut an den Fersen mit Hautpflege-Creme.

Eine der gravierendsten Folgekomplikationen bei Diabetes ist das diabetische Fußsyndrom, das häufig zu schweren Infektionen und letztlich zu Amputationen führt. Um diesem Risiko entgegenzuwirken, kommt der gezielten und regelmäßigen Fußpflege eine entscheidende Rolle zu. Menschen mit Diabetes sind wegen Nervenschäden und Durchblutungsstörungen besonders anfällig für Verletzungen und deren langsame Heilung. Deshalb ist eine medizinisch fundierte Fußpflege nicht nur eine kosmetische Maßnahme, sondern essenzieller Bestandteil der Prävention von schwerwiegenden Gesundheitsschäden und muss in den Fokus von Ärzt*innen, Pflegepersonal und den Betroffenen selbst rücken.

Warum der diabetische Fuß eine große Gefahr darstellt

Menschen mit Diabetes sind häufig von einer peripheren Polyneuropathie betroffen, die dazu führt, dass sie Berührungen, Temperaturveränderungen und Schmerzen an den Füßen nur noch eingeschränkt wahrnehmen. Verletzungen, die eigentlich Warnsignale auslösen würden, bleiben so oft unbemerkt. Zusätzlich verschlechtert eine diabetisch bedingte schlechte Durchblutung die Heilung von kleinen Schnitt- oder Hautverletzungen erheblich. Wird eine Wunde nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, entsteht ein diabetisches Fußsyndrom, das zu tiefen Infektionen, Gewebeschäden und letztlich Amputationen führen kann.

Medizinisch notwendige Fußpflege: Eine präventive Maßnahme mit Konzept

Herr B., 62 Jahre alt, lebt seit 15 Jahren mit Typ-2-Diabetes. Er war sich nie bewusst, wie wichtig die richtige Fußpflege für seine Gesundheit ist. Erst als kleine, unbehandelte Risse an seinem Fuß sich entzündeten und nicht heilten, musste er sich mit den Folgen eines diabetischen Fußsyndroms auseinandersetzen. Dieses Beispiel zeigt, wie entscheidend frühzeitige Vorsorge und konstante Pflege für Menschen mit Diabetes sind, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden.

Daher empfehlen Ärzt*innen Menschen mit Diabetes eine regelmäßige podologische Behandlung, die auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnet werden kann. Diese professionelle Fußpflege dient nicht nur der kosmetischen Pflege – sie ist medizinisch notwendig, sobald erste Anzeichen wie trockene Haut oder erhöhte Hornhautbildung erkennbar sind. Die Behandlungen finden je nach Mobilität der Betroffenen in podologischen Praxen oder auch als Hausbesuche statt. Von medizinischer Seite kann die podologische Versorgung sollte auch präventiv erfolgen, bevor sich ein diabetisches Fußsyndrom manifestiert. Die frühzeitige Erkennung von Risikofaktoren und regelmäßige Kontrolle stehen dabei im Vordergrund.

Fußpflegeprodukte: Sicher und wirksam

Für die regelmäßige Selbstpflege zu Hause empfiehlt sich vor allem die sorgfältige Hornhautentfernung mit einem Bimsstein. Instrumente wie Feilen oder Raspeln sollten unbedingt vermieden werden, da sie leicht Verletzungen verursachen können, die bei Diabetiker*innen schlecht abheilen. Zur Hautpflege sind reichhaltige, rückfettende Cremes wie die Bepanthol® DERMA SOS-Pflegecreme bestens geeignet und unterstützen die Regeneration der Hautbarriere.

Grenzen kosmetischer Fußpflege

Die kosmetische Fußpflege richtet sich vorrangig an gesunde Füße. Ziel dieser Behandlung in Nagel- oder Kosmetikstudios ist die optische Verbesserung und Pflege der Fußhaut sowie der Nägel. Maßnahmen wie Fußbäder, Fußmassagen, das Entfernen von Hornhaut oder das Schneiden und Lackieren der Nägel zählen dazu. Diese Angebote sind nicht zur medizinischen Fußpflege bei Diabetes geeignet, da sie die speziellen Risiken und Anforderungen dieser Patient*innen nicht abdecken.

Expertentipps zur Prävention

Der Experte Dr. Albrecht Fießelmann, Diabetologe, erläutert zur Selbstvorsorge bei Diabetes und der Vermeidung von Fußproblemen:

„Das Wichtigste ist eine sehr gute Stoffwechseleinstellung, dazu gehört auch der Fettstoffwechsel. Ferner fördern Übergewicht, hoher Blutdruck und Rauchen die Angiopathie. Diese Gefahren sollten ausgeschaltet werden. Außerdem sollten Diabetiker ihre Füße vor Hitze- oder Kälteschäden bewahren. Gehtraining und Fußgymnastik fördern die Durchblutung der Gefäße. Schließlich müssen Verletzungen, auch kleine Risse in der Hornhaut, sehr bald mit einer desinfizierenden Salbe, z. B. Jodcreme, behandelt werden. Wenn man noch keine Nerven- oder Durchblutungsstörung hat, kann man eine Fußpflege wie jeder andere machen. Sollte es dagegen Hinweise auf eine Neuropathie geben, müssen Diabetiker die Füße täglich kontrollieren. Besonders nach einer längeren Wanderung (oder auch mal zwischendurch) ist darauf zu achten, ob Blasen oder Schwielen aufgetreten sind.“

Neben den praxisnahen Tipps von Dr. Albrecht Fießelmann zur individuellen Vorbeugung bei Diabetes liefert die S3-Leitlinie (Registernummer: 091-001) eine fundierte Grundlage für die strukturierte Diagnostik und Behandlung chronischer Wunden, um langfristig Komplikationen effektiv zu vermeiden und die Versorgung zu verbessern. Sie umfasst unter anderem die Bewertung von Wunden, gezielte Wundreinigung, Auswahl geeigneter Wundauflagen sowie adjuvante Maßnahmen, um Heilungsprozesse zu optimieren und Komplikationen zu minimieren. Die Leitlinie berücksichtigt auch die Einbindung von Patient*innen und Fachkräften aus unterschiedlichen medizinischen und pflegerischen Berufsgruppen mit dem Ziel, eine strukturierte und qualitativ hochwertige Versorgung sicherzustellen.

Fazit:

Der diabetische Fuß ist eine ernstzunehmende Folgeerkrankung bei Diabetes, die jedoch durch bewusste und adäquate Fußpflege vermeidbar ist. Ärzt*innen spielen eine Schlüsselrolle bei der frühzeitigen Verordnung podologischer Maßnahmen, die schwere Komplikationen und Amputationen verhindern können. Auch die betroffenen Personen selbst sind gefordert, umsichtig und regelmäßig ihre Füße zu kontrollieren und Pflegeroutinen einzuhalten. Nur so lässt sich die Mortalität und Morbidität bei Diabetes deutlich senken und die Lebensqualität erhalten.

Quellen:

SpringerMedizin: Den Diabetischen Fuß verhindern – gute Fußpflege zählt. 2025. https://www.springermedizin.de/den-diabetischen-fuss-verhindern-gute-fusspflege-zaehlt/50640068 (abgerufen am 07.08.2025).

DiabSite: Das diabetische Fußsyndrom – Interview mit Dr. Albrecht Fießelmann. 2000. https://www.diabsite.de/infos/experten/interviews/000417-fiesselmann.html (abgerufen am 07.08.2025).

AWMF – Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften: S3-Leitlinie Lokaltherapie schwerheilender und/oder chronischer Wunden aufgrund von peripherer arterieller Verschlusskrankheit, Diabetes Mellitus oder chronischer venöser Insuffizienz. 2023. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/091-001 (abgerufen am 07.08.2025).

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