Wenn Ernährung die Haut schwächt: Der Zusammenhang von Fett, Entzündungen und Allergien

Unsere Ernährung hat weitreichende Auswirkungen – nicht nur auf unser Wohlbefinden, sondern auch auf die Gesundheit unserer Haut. Was viele unterschätzen: Schon kleine Veränderungen im Speiseplan können das Gleichgewicht des Immunsystems ins Wanken bringen und die Hautbarriere schwächen. Neueste Forschungsergebnisse aus Freiburg belegen, dass ein Übermaß an Fett und Zucker den Nährboden für Hautentzündungen und Allergien bildet (DOI: 10.1111/cod.13927). Doch wie funktioniert dieser Zusammenhang genau – und was bedeuten die Erkenntnisse für Medizin, Prävention und Alltag?
Der fatale Einfluss fettreicher Kost auf das Immunsystem der Haut
Adipositas ist längst als eigenständiger Risikofaktor für chronische Entzündungen etabliert. Doch die beeinträchtigende Wirkung von Fett auf Körper und Haut geht weit darüber hinaus: Schon allein der Verzehr einer sogenannten High-Fat-Diät (HFD), die typisch für den westlichen Ernährungsstil ist, kann eine systemische Entzündung fördern. Dieser Zustand, bekannt als low-grade inflammation oder Metaflammation, entsteht, weil das Fettgewebe über die Ausschüttung von Botenstoffen wie Leptin die Aktivität von Immunzellen wie Makrophagen und T-Zellen moduliert und so nachhaltige Entzündungsprozesse begünstigt.
Eine besondere Gefahr dabei: Auch die Hautbarriere – die Schutzschicht der Haut – wird durch diesen entzündlichen Status entscheidend beeinträchtigt. Die Haut verliert zunehmend ihre Fähigkeit, schädliche Reize abzuwehren und die Immunantwort zu regulieren, was das Risiko für allergische Reaktionen und chronische Hauterkrankungen erhöht.
Freiburger Untersuchung enthüllt: Ernährung beeinflusst Hautabwehr und Allergiebereitschaft
Das Forscherteam um Prof. Dr. Martin führte ein Experiment an Mausmodellen durch, um die Auswirkungen einer fettreichen Ernährung auf die Hautimmunität zu untersuchen. Dafür wurden zwei Gruppen eingesetzt: Wildtyp-Mäuse, die grundsätzlich Kontaktallergien entwickeln können, und genetisch modifizierte Mäuse ohne die Rezeptoren TLR2 und TLR4, die normalerweise keine Allergien zeigen. Beide Gruppen erhielten vier Wochen lang entweder eine normale Diät, eine Kontroll-Diät oder eine fettreiche High-Fat-Diät.
Die Ergebnisse waren alarmierend: Nach nur einem Monat fettreicher Kost stiegen die Leptinspiegel signifikant an. Gleichzeitig wurde die normale Resistenz gegen Kontaktallergene bei den genetisch resistenten Mäusen aufgehoben. Das bedeutet, dass selbst Tiere, die eigentlich nicht allergisch reagieren sollten, durch die Ernährung empfindlich wurden.
Diese Resultate verdeutlichen eindrücklich, wie schnell und stark eine Ernährungsumstellung die Immunabwehr der Haut negativ beeinflussen kann – und das unabhängig von Übergewicht.
Die Rolle von Leptin und systemischer Entzündung bei Hautallergien
Leptin, ein Hormon, das überwiegend vom Fettgewebe produziert wird, dient traditionell als Regulator des Energiehaushalts. Doch im Übermaß wirkt es als Entzündungstreiber. Die Studie zeigte, dass erhöhte Leptinspiegel durch die High-Fat-Diät die Immunzellen der Haut, speziell Makrophagen und T-Zellen, in einen proinflammatorischen Zustand versetzen. Dadurch werden entzündliche Prozesse auf der Hautoberfläche gefördert, was die Entwicklung oder Verschlimmerung von Kontaktallergien begünstigt.
Diese systemische Entzündung wirkt sich also nicht nur auf innere Organe aus, sondern führt auch zu einer schwächeren Hautbarriere und verstärkter Allergensensibilisierung. Dabei verändert die Ernährung das Hautmikromilieu tiefgreifend.
Praktische Konsequenzen: Ernährung als therapeutischer Baustein
Die Freiburger Studie liefert wertvolle Erkenntnisse, die über die Forschung hinaus konkrete Empfehlungen für die klinische Praxis ermöglichen: Eine systemische Stabilisierung der Haut im Rahmen dermatologischer und allergologischer Behandlungen sollte künftig verstärkt Ernährungsempfehlungen umfassen. Besonders Menschen mit multiplen Kontaktallergien oder chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen profitieren, wenn sie neben der lokalen Hautpflege auch ihre Ernährungsgewohnheiten reflektieren und bei Bedarf anpassen.
Ein Beispiel aus dem Alltag zeigt eindrücklich, wie Ernährung die Hautgesundheit beeinflussen kann: Anna (Name geändert), 34 Jahre alt, führt einen stressigen Berufsalltag, der ihr oft kaum Zeit für eine ausgewogene Mahlzeit lässt. Deshalb greift sie häufig zu schneller Fertigkost, die meist reich an Fett und Zucker ist. Nach einiger Zeit bemerkt sie, dass ihre Hände zunehmend gereizt und entzündet sind. Trotz verschiedener Pflegeversuche zeigen sich keine nachhaltigen Erfolge. Beim Besuch in der dermatologischen Praxis wird schnell klar, dass nicht nur äußere Umstände, sondern auch ihre Ernährungsweise eine wesentliche Rolle bei ihren Hautproblemen spielt. Nach einer bewussten Umstellung auf eine ausgewogene und entzündungshemmende Ernährung verbessern sich Annas Hautbeschwerden deutlich. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie eng Ernährung, Lebensstil und Hautgesundheit miteinander verknüpft sind.
AWMF-Leitlinien zur Allergieprävention: Ernährung während Schwangerschaft
Bereits während der Schwangerschaft können wichtige Grundlagen für die Gesundheit und das Immunsystem des ungeborenen Kindes gelegt werden. Die Ernährung der Mutter spielt dabei eine zentrale Rolle zur Allergieprävention.
Die aktuelle S3-Leitlinie zur Allergieprävention (Registernummer 061-016) empfiehlt werdenden Müttern eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung. Dabei sollten vielfältige Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Milchprodukte, Nüsse, Eier und Fisch regelmäßig verzehrt werden. Diätetische Einschränkungen, insbesondere das Meiden potenzieller Allergene, sind nicht notwendig und werden ausdrücklich nicht empfohlen, da sie keine nachweislichen Vorteile für die Allergieprävention des Kindes bringen. So trägt eine gesunde Ernährung in der Schwangerschaft dazu bei, die Entwicklung eines robusten Immunsystems und einer gesunden Haut beim Kind zu fördern.
Fazit
Unsere Ernährungsweise hat einen direkten Einfluss auf die Immunfunktion der Haut und kann die Entstehung sowie Verschlechterung von Kontaktallergien maßgeblich begünstigen. Um Hauterkrankungen nachhaltig zu behandeln, reicht es nicht aus, nur die Symptome zu bekämpfen. Vielmehr müssen Ernährung und die gezielte Reduktion entzündungsfördernder Nährstoffe fester Bestandteil therapeutischer Konzepte werden. Nur so lässt sich die Hautbarriere langfristig stärken und optimal vor den Herausforderungen durch Allergien und chronische Entzündungen schützen.
Quellen:
Rühl-Muth, A.C. et al. „Feeding of a fat‐enriched diet causes the loss of resistance to contact hypersensitivity.“ Contact Dermatitis, 2021, https://doi.org/10.1111/cod.13927.
AWMF: S3-Leitlinie „Allergieprävention“ (Registernummer 061-016), 2022. https://register.awmf.org/assets/guidelines/061-016l_S3_Allergiepraevention_2022-11.pdf (abgerufen am 02.08.2025).

Adipositas ist nicht nur eine Stoffwechselstörung, sondern eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die durch das Enzym Myeloperoxidase Entzündungen und Gefäßschäden fördert – mit weitreichenden Folgen auch für die Hautgesundheit.

Überlingen, 2002: zwei Flugzeuge kollidierten bei bewölkter Nacht, 71 Menschen starben. Der diensthabende Lotse war allein im Tower, übermüdet, das Warnsystem defekt. Der Fall wurde zum Symbol für die unterschätzte Rolle menschlicher Faktoren in der Flugsicherung. „Technikversagen, organisatorische Mängel und menschliche Erschöpfung“, fasst Dr. Saskia Schmidt, Psychologin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), zusammen.

Chronischer Pruritus ist ein weit verbreitetes Symptom mit vielfältigen Ursachen, von Hauterkrankungen bis hin zu neurologischen und systemischen Störungen. Die Diagnostik gestaltet sich oft komplex. Aktuelle Erkenntnisse unterstützen Ärzt:innen dabei, Betroffene gezielt zu diagnostizieren und individuell zu behandeln.