Präzisionsmedizin bei altersbedingter Wundheilung: Seneszente Zellen im Fokus

Chronische Wunden im Alter stellen eine wachsende Herausforderung in der Medizin dar: Sie verursachen Schmerzen, schränken die Lebensqualität ein und erhöhen das Risiko für Infektionen. Neueste Forschungsergebnisse aus einer Studie im Fachjournal Nature Aging (DOI: 10.1038/s43587-024-00755-4) revolutionieren das Verständnis von seneszenten Zellen und deren Einfluss auf die Hautheilung. Statt seneszente Zellen pauschal zu eliminieren, rückt nun eine differenzierte Betrachtung spezifischer Zelltypen in den Fokus – mit großen Chancen für innovative Therapieansätze.
Lücken in der Wundversorgung: Ältere Patienten im Fokus
Mit steigendem Alter nimmt die Fähigkeit der Haut ab, Wunden rasch und zuverlässig zu heilen. Für ältere Menschen stellen anhaltende Wunden daher nicht nur eine körperliche Belastung dar, sondern führen auch häufig zu wiederholten stationären Aufnahmen. Die Notwendigkeit, die Strukturen der Wundversorgung stetig zu verbessern, wird von Fachleuten immer wieder hervorgehoben. Besonders im ambulanten Bereich ist es wichtig, die Versorgung so zu gestalten, dass ältere Patientinnen und Patienten möglichst lange in ihrem vertrauten Umfeld leben können und Krankenhausaufenthalte vermieden werden.
Studienergebnisse: Seneszente Zellen – nicht alle sind gleich
Seneszenz wird oft vereinfacht als Zustand alternder Zellen verstanden, die den Alterungsprozess fördern. Senolytische Therapien zielen daher darauf ab, diese Zellen zu beseitigen. Doch die Studie zeigt, dass seneszente Zellen in der Hautheilung sehr unterschiedliche Rollen spielen. Im Fokus standen zwei spezifische Zelltypen, die sich durch Marker unterscheiden:
p16-hochregulierte Zellen: Diese haben regenerative Eigenschaften und fördern die Wundheilung.
p21-hochregulierte Zellen: Sie zeichnen sich durch eine pro-inflammatorische Signatur aus und verzögern die Heilung.
In einem Mausmodell führte die selektive Entfernung der p21-Zellen zu einer etwa 25% schnelleren Hautheilung – ein Effekt, der insbesondere bei weiblichen Tieren stark ausgeprägt war. Diese Erkenntnisse stellen den bisherigen Ansatz, alle seneszenten Zellen umfassend zu eliminieren, in Frage. Gleichzeitig zeigen sie, dass eine gezielte Hemmung der pro-inflammatorischen p21-Zellen notwendig ist, während die nützlichen p16-Zellen erhalten bleiben sollten. Diese Strategie minimiert potenzielle Nebenwirkungen und unterstützt den Heilungsprozess effizienter.
Die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit in der Wundversorgung
Die Herausforderungen der altersbedingten Wundheilung erfordern ein enges Zusammenwirken verschiedener Fachrichtungen – von Dermatologie, Geriatrie und Pflege bis hin zur Pharmakologie. Nur durch interdisziplinäre Kooperation lassen sich individuelle Therapiekonzepte entwickeln, die nicht nur die molekularen Erkenntnisse umsetzen, sondern auch die praktische Versorgung vor Ort verbessern. Innovative Ansätze wie personalisierte senolytische Behandlungen können so effizient eingebettet werden, um ältere Patient:innen besser zu unterstützen und langfristig die Lebensqualität zu erhöhen.
Fazit
Da die Bevölkerung zunehmend altert, gewinnt das Thema der altersbedingten Wundheilung immer mehr an Relevanz. Die differenzierte Betrachtung von seneszenten Zellen eröffnet neue Perspektiven für die Versorgung und Rehabilitation älterer Patient:innen. So wird der Transfer von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis, wie er zum Beispiel beim Kongress „Spektrum Hautgesundheit 2025: Haut am Limit“ diskutiert wird, zu einer künftig patient:innenorientierten Medizin führen: individuell, präzise und effektiv.
Quellen:
Gasek, N. et al. "Clearance of p21 highly expressing senescent cells accelerates cutaneous wound healing." Nature Aging, 2024, https://doi.org/10.1038/s43587-024-00755-4
DER FUSS: Interview mit Prof. Dr. med. Joachim Dissemond. https://der-fuss.de/interview-mit-prof-dr-med-joachim-dissemond/ (abgerufen am 02.08.2025).

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