Zerbrechliche Barriere: Wie Ernährung die Hautgesundheit älterer Menschen beeinflusst

Eine umfangreiche Sammlung von Obst- und Gemüsesorten bedeckt einen Tisch.

Die Haut ist unser größtes Organ und Schutzschild gegen äußere Einflüsse – besonders im Alter wird ihre Widerstandsfähigkeit jedoch auf eine harte Probe gestellt. Bei älteren Menschen zeigen sich die Folgen von Mangelernährung häufig zuerst an der Haut: Sie wird dünner, trockener und anfälliger für Verletzungen. Damit steigt auch die Gefahr von Wundheilungsstörungen und Infektionen. Dass Ernährung und Hautgesundheit gerade in dieser Lebensphase eng miteinander verknüpft sind, wird in der Praxis jedoch oftmals unterschätzt. Nur durch eine gezielte, ausgewogene Ernährung können die Hautintegrität erhalten und Heilungsprozesse optimal unterstützt werden.

Unsichtbare Gefahr: Das Ausmaß von Mangelernährung

Mangelernährung ist eine zentrale Ursache für Krankheiten und Todesfälle bei älteren Menschen. Mehr als 65% der Bewohner:innen von Pflegeeinrichtungen leiden Schätzungen zufolge unter Unterernährung. Diese alarmierende Zahl unterstreicht, wie sehr altersbedingte Ernährungsprobleme zur Entstehung von Hauterkrankungen und verzögerter Wundheilung beitragen. Ein sinkender Ernährungsstatus äußert sich oft durch Gewichtsverlust und Muskelabbau – Faktoren, die das Risiko für chronische Wunden, wie beispielsweise Druckgeschwüre, deutlich erhöhen.

Mit zunehmendem Alter sind viele Menschen nicht nur mangelernährt, sondern gleichzeitig von Gebrechlichkeit und Sarkopenie betroffen. Diese Kombination verursacht ein Ungleichgewicht zwischen Muskelzuwachs und -abbau, was die Schutzfunktion der Haut schwächt. Ein Verlust an Muskelmasse bedeutet weniger Widerstandskraft gegen mechanische Belastungen und eine schlechtere Heilung bei Verletzungen. Gleichzeitig ist das Immunsystem weniger leistungsfähig, was das Risiko für Infekte und Hautprobleme weiter steigen lässt.

Makro- und Mikronährstoffe: Teamwork für gesunde Haut

Ernährung beeinflusst die Haut auf mehreren Ebenen. Proteine sind essenziell für alle Stadien der Wundheilung – vom Verschluss der Wunde bis zur Bildung neuer Hautzellen. Der Körper kann überschüssiges Eiweiß nicht speichern und ist darauf angewiesen, regelmäßig ausreichende Mengen über die Nahrung zu bekommen. Ist die Zufuhr reduziert, greift der Körper auf Muskel- und Organproteine zurück – mit fatalen Folgen für den Allgemeinzustand und die Heilung.

Neben den Makronährstoffen spielen Mikronährstoffe eine entscheidende Rolle: Vitamine wie A, C, E und K, die B-Vitamine, Eisen, Zink und Kupfer sind für die Aufrechterhaltung der Hautbarriere, die Zellteilung und die Abwehrkräfte unverzichtbar. Gerade in der Altersmedizin werden Defizite bei diesen Stoffen oft erst spät erkannt, da Symptome anfangs unspezifisch sind und Laborkontrollen selten Routine sind.

Zudem ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr besonders im Alter zentral für die Wundheilung. Dehydrierte Haut reißt leichter ein, heilt langsamer und ist anfälliger für Infektionen. Vor allem ältere Menschen trinken häufig zu wenig. Pflegefachkräfte und Angehörige sollten deshalb aktiv auf eine ausreichende Hydratation achten, um die Hautintegrität zu fördern.

Unerkannte Mangelernährung: Ein vielschichtiges Problem in Klinik und Gesellschaft

Dr. Thomas Reinbold, Direktor der Geriatrie am Klinikum Dortmund, erläutert die Problematik der unerkannten Mangelernährung so: „In Deutschland ist die Ernährungsmedizin bislang nicht ausreichend etabliert. Das bedeutet konkret, dass in vielen Krankenhäusern keine spezialisierten Ernährungsteams vorhanden sind und somit ein flächendeckendes Screening auf Mangelernährung fehlt. Auch die ärztliche Ausbildung im Bereich Ernährungsmedizin weist Defizite auf. Ein weiterer entscheidender Aspekt ist das geringe gesellschaftliche Bewusstsein für das Thema. Während Medien und Werbung sich meist auf Gewichtsreduktion konzentrieren, bleibt unzureichende Ernährung kaum beachtet. Ohne eine breite Sensibilisierung fällt es schwer, Mangelernährung als Problem wahrzunehmen und zu erkennen.“

Gemeinsam für gesunde Haut: Prävention braucht Zusammenarbeit

Effektiver Schutz vor Mangelernährung und Hautproblemen im Alter gelingt nur durch eine enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzt:innen, Pflegekräften, Ernährungsberater:innen und Physiotherapeut:innen. Dabei sind regelmäßige Gewichtskontrollen und die gezielte Auswahl nährstoffreicher Lebensmittel ebenso unerlässlich wie die frühzeitige Ergänzung durch Eiweiß oder essentielle Nährstoffe bei erkannten Defiziten. Um die pflegerische und medizinische Betreuung zu optimieren, sind innovative Ernährungskonzepte sowie kontinuierliche Fortbildungen für alle Beteiligten von großer Bedeutung.

Die aktuellen S3-Leitlinien „Klinische Ernährung und Hydrierung im Alter“ (Registernummer 073-019) der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) bieten hierfür eine evidenzbasierte Grundlage. Sie enthalten umfassende Empfehlungen zur Prävention und Therapie von Mangelernährung und fließen in die professionelle Versorgung älterer Patient:innen ein. Wenn das gesamte Betreuungsteam Ernährung, Hydratation und Hautpflege gleichermaßen in den Blick nimmt, können auch komplexe Wunden schneller heilen. Verantwortungsvolles und abgestimmtes Handeln im Team ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Prävention und Behandlung.

Fazit

Alte Haut braucht Schutz, Pflege – und vor allem: die richtige Ernährung. Nur so lassen sich der bedrohliche Kreislauf aus Mangel, Wundheilungsstörungen und Hauterkrankungen wirksam durchbrechen. Für Risikopatient:innen in Pflegeeinrichtungen oder mit Multimorbidität gilt: Medizin und Ernährung sind untrennbar verbunden und bedürfen der Priorisierung im Gesundheitswesen.

Quellen:

SpringerMedizin: Ernährung als Schlüssel zur Hautgesundheit und Wundheilung. 2025. https://www.springermedizin.de/ernaehrung-als-schluessel-zur-hautgesundheit-und-wundheilung/50503788 (abgerufen am 06.08.2025).

SpringerMedizin: Entscheidende Rolle der Ernährung für die Hautgesundheit. 2024. https://www.springermedizin.de/wundheilungsstoerung/haut-und-ernaehrung/entscheidende-rolle-der-ernaehrung-fuer-die-hautgesundheit/50360318 (abgerufen am 06.08.2025).

Trinknahrung Pro: Experteninterview „Mangelernährung im Alter“. 2025. https://trinknahrung.pro/kampagne/aktuelles/die-bevoelkerung-ist-fuer-das-thema-mangelernaehrung-kaum-sensibilisiert (abgerufen am 06.08.2025).

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE): 14. DGE-Ernährungsbericht. 2020. https://www.dge.de/wissenschaft/ernaehrungsberichte/14-dge-ernaehrungsbericht/ (abgerufen am 06.08.2025).

AWMF – Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.: Klinische Ernährung und Hydrierung im Alter (S3-Leitlinie, Version 2.0, Registernummer 073-019). 2025. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/073-019 (abgerufen am 06.08.2025).

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