Unsichtbare Gefahr: Schwermetalle aus Einweg-E-Zigaretten – Was Forschung und Fachgesellschaften jetzt fordern

Eine e-Zigarette liegt auf schwarzem kohleartigem Untergrund
© Vaporesso auf Unsplash

Einweg-E-Zigaretten erfreuen sich besonders bei jungen Menschen großer Beliebtheit und werden häufig als weniger schädliche Alternative zum Tabakrauchen beworben. Doch eine aktuelle Untersuchung der University of California Davis, veröffentlicht in ACS Central Science (2025; https://doi.org/10.1021/acscentsci.5c00641), zeigt, dass diese Annahme trügt. Die Forscher:innen fanden in den Liquids und im Dampf von Einweg-E-Zigaretten extrem hohe Mengen giftiger Metalle – teils in deutlich höheren Konzentrationen als bei klassischen Zigaretten oder anderen E-Zigaretten-Typen.

Wie Schwermetalle beim Dampfen freigesetzt werden

Die Konstruktion von Einweg-E-Zigaretten unterscheidet sich grundlegend von herkömmlichen Zigaretten: Im Inneren befinden sich elektrische Heizdrähte und andere Metallteile, die ständig mit der nikotinhaltigen Flüssigkeit in Kontakt stehen. Diese Flüssigkeit enthält neben Nikotin auch Aromastoffe und organische Säuren. Diese Mischung kann dazu führen, dass Metalle aus den Bauteilen gelöst werden. Beim Verdampfen gelangen so Schwermetalle wie Blei, Nickel, Kupfer, Chrom, Eisen und Zink in das Aerosol, das die Nutzer:innen einatmen. Die Metallbelastung nimmt mit jedem Zug zu und kann sich im Laufe der Nutzung eines Geräts massiv steigern – in der Studie wurde eine bis zu tausendfache Erhöhung festgestellt.

Messwerte: Schwermetalle in besorgniserregender Höhe

Im Rahmen der Untersuchung wurden drei beliebte Marken von Einweg-E-Zigaretten analysiert. Besonders auffällig waren die Esco-Bar-Produkte: Schon bevor sie benutzt wurden, wiesen sowohl die neutralen als auch die aromatisierten Liquids dieser Marke extrem hohe Mengen an Schwermetallen auf. Die gemessenen Werte lagen für Blei zwischen 64.000 und 127.000 Mikrogramm pro Kilogramm, für Nickel zwischen 13.000 und 38.400 Mikrogramm pro Kilogramm, für Kupfer zwischen 344.000 und 533.000 Mikrogramm pro Kilogramm und für Zink zwischen 240.000 und 376.000 Mikrogramm pro Kilogramm. Im Vergleich dazu waren die Konzentrationen dieser Metalle in den anderen untersuchten Geräten deutlich niedriger und bewegten sich meist im zweistelligen Bereich. Mit zunehmender Nutzung stiegen die Mengen von Chrom, Nickel und Antimon weiter an. Die Aerosole enthielten Blei in Mengen, die bei den ersten 200 Zügen vier- bis dreizehnmal höher lagen als die Belastung beim Rauchen einer ganzen Schachtel Zigaretten. In Extremfällen entsprach die Bleimenge sogar dem Konsum von 19 Zigarettenpackungen an einem Tag (Deutsches Ärzteblatt, 2025). „Diese Risiken sind nicht nur schlimmer als bei anderen E-Zigaretten, sondern in manchen Fällen sogar schlimmer als bei herkömmlichen Zigaretten“, sagte Co-Autor Brett Poulin, UC Davis.

Gesundheitliche Folgen und internationale Einschätzung

Die in der Studie gemessenen Metallwerte überschreiten die Schwellen, ab denen mit schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden gerechnet werden muss. Blei kann das Nervensystem schädigen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Nickel und Antimon, die ebenfalls in erhöhten Mengen gefunden wurden, sind als krebserregend eingestuft. In einem Teil der untersuchten Geräte war ein Drittel des Antimons in einer besonders gefährlichen chemischen Form vorhanden, die das Krebsrisiko weiter steigert. Die WHO warnt ausdrücklich davor, E-Zigaretten als harmlos zu betrachten, da die langfristigen Auswirkungen vieler Inhaltsstoffe, insbesondere von Metallen, noch nicht ausreichend erforscht sind. Die Studienergebnisse machen deutlich, dass die Risiken von Einweg-E-Zigaretten bislang unterschätzt wurden. Angesichts der Vielzahl an auf dem Markt befindlichen Einweg-E-Zigaretten fordern Wissenschaftler:innen und internationale Institutionen eine umfassende Überprüfung und strengere Regulierung dieser Produkte.

Ein Beispiel aus der Praxis:

Ein 22-jähriger Student nutzt seit etwa einem Jahr täglich Einweg-E-Zigaretten, meist mit fruchtigen Geschmacksrichtungen. Nach einigen Monaten bemerkt er anhaltende Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme und ein leichtes Zittern in den Händen. Zunächst vermutet er Stress als Ursache, doch die Beschwerden nehmen zu. Schließlich sucht er einen Arzt auf, der nach einer ausführlichen Anamnese und gezielten Blutuntersuchung erhöhte Bleiwerten feststellt. Die Diagnose lautet chronische Bleivergiftung. Im Gespräch stellt sich heraus, dass der regelmäßige Konsum von Einweg-E-Zigaretten die wahrscheinlichste Ursache für die Schwermetallbelastung ist. Die Ärztin erklärt ihm, dass Schwermetalle wie Blei über das Aerosol dieser Produkte aufgenommen werden können und warnt vor weiteren gesundheitlichen Folgen. Sie betont, dass solche Fälle durch strengere Produktregulierung und bessere Aufklärung vermeidbar wären. Nach dem Verzicht auf die E-Zigaretten bessern sich seine Symptome zwar langsam, doch einige Beschwerden bleiben noch über Wochen bestehen.

Fazit: Gesundheit schützen, Risiken minimieren

Die aktuellen Erkenntnisse zeigen, dass Einweg-E-Zigaretten keinesfalls als harmlose Alternative zum Rauchen gelten dürfen. Die Belastung mit Schwermetallen wie Blei, Nickel und Antimon ist erheblich und kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Politik und Behörden sind gefordert, die Produkte strenger zu regulieren und die Öffentlichkeit umfassend zu informieren. Bis zur Klärung der Risiken sollten Verbraucher:innen auf diese Produkte verzichten.

Quellen:
  • Deutsches Ärzteblatt: Einweg-E-Zigaretten, Liquids und ihre Aerosole enthalten toxische Metalle. 2025. https://www.aerzteblatt.de/news/rubriken/medizin/einweg-e-zigaretten-liquids-und-ihre-aerosole-enthalten-toxische-metalle-d53a4540-07d2-4478-b7b5-4a3f8b8adc5b (abgerufen am 28.06.2025).
  • Salazar, Mark R., et al. "Elevated Toxic Element Emissions from Popular Disposable E-Cigarettes." ACS Central Science, 2025, https://doi.org/10.1021/acscentsci.5c00641.
  • World Health Organization (WHO): E-cigarettes. 2024. https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/e-cigarettes-how-risky-are-they (abgerufen am 28.06.2025).
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