Johanniskraut als natürliche Alternative zur medikamentösen Therapie bei leichten Depressionen

Wirkungsweise von Johanniskraut

Johanniskraut wirkt primär durch die Hemmung der Wiederaufnahme der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Dies führt zu einer erhöhten Verfügbarkeit dieser Botenstoffe im synaptischen Spalt, was eine stimmungsaufhellende Wirkung begünstigt. Insbesondere das Inhaltsstoffgemisch aus Hypericin, Hyperforin und Flavonoiden trägt zu dieser Wirkung bei. Studien deuten darauf hin, dass Johanniskraut zusätzlich entzündungshemmende Effekte auf Mikrogliazellen im Gehirn haben könnte, was möglicherweise zu einer Stabilisierung der Stimmung beiträgt [1, S. 43].

Studienlage und Wirksamkeit

Laut der „Nationalen VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression“ wird Johanniskraut insbesondere bei Patient:innen mit leichten depressiven Episoden empfohlen. Es zeigt vergleichbare Effekte wie synthetische Antidepressiva, jedoch mit einem meist günstigeren Nebenwirkungsprofil. Meta-Analysen belegen, dass Johanniskraut bei leichten Depressionen ähnlich effektiv wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) wirkt, dabei aber seltener zu sexuellen Funktionsstörungen oder Gewichtszunahme führt [1, S. 43].

In einer kontrollierten Studie mit über 1.000 Patient:innen konnte Johanniskraut die Symptome leichter Depressionen signifikant reduzieren, wobei insbesondere die Symptomskalen für Antriebslosigkeit und Stimmungstief deutliche Verbesserungen zeigten. Ein weiterer Vorteil ist das geringere Risiko für Absetzsymptome im Vergleich zu chemischen Antidepressiva, was Johanniskraut auch für die längerfristige Anwendung interessant macht [1, S. 50].

Anwendung und Dosierung

Die empfohlene Dosierung für hochdosiertes Johanniskraut liegt bei 900 mg Trockenextrakt pro Tag. Wichtig ist die regelmäßige Einnahme über mindestens 4 bis 6 Wochen, da die volle Wirkung nach einigen Wochen eintritt. Patient:innen sollten zudem darauf hingewiesen werden, dass Johanniskraut-Präparate aus der Apotheke in der Regel besser standardisiert sind als frei verkäufliche und zu niedrig dosierte Nahrungsergänzungsmittel [1, S. 56].

Wechselwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen

Neben den positiven Wirkungen ist jedoch auf mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu achten. Johanniskraut kann Enzyme der Leber (insbesondere CYP3A4) aktivieren, was zu einer beschleunigten Metabolisierung bestimmter Arzneimittel führt. Dies betrifft vor allem Immunsuppressiva, Antikoagulantien, hormonelle Kontrazeptiva und bestimmte Chemotherapeutika. Bei gleichzeitiger Einnahme solcher Medikamente sollte daher stets Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin gehalten werden. Besonders relevant ist die potenzielle Reduktion der Wirksamkeit der Antibabypille durch Johanniskraut [1, S. 56].

Langzeitanwendung und Studienergebnisse

Ein besonderer Vorteil von hochdosierten Johanniskraut ist die gute Verträglichkeit bei Langzeitanwendung. Studien über einen Zeitraum von 12 Monaten zeigten, dass Johanniskraut nicht nur zur Behandlung akuter depressiver Episoden geeignet ist, sondern auch zur Rückfallprophylaxe beitragen kann. Insbesondere Patient:innen, die auf synthetische Antidepressiva mit Nebenwirkungen reagieren, könnten von Johanniskraut profitieren. Allerdings sollte eine regelmäßige Überprüfung der Therapie durch medizinisches Fachpersonal erfolgen [1, S. 60].

Fazit

Für Patient:innen, die eine natürliche Alternative zu chemischen Antidepressiva suchen, bietet hochdosiertes Johanniskraut eine vielversprechende Option. Insbesondere bei leichten Depressionen kann es eine effektive und gut verträgliche Behandlungsalternative darstellen. Die Wirksamkeit ist durch zahlreiche Studien gut belegt, dennoch sollten potenzielle Wechselwirkungen stets im Blick behalten werden [1, S. 43, 56, 60].

Quellen:

1] Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, S. 43, 50, 56, 60.

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